Martin Luther in der Geschichtsschreibung zwischen Reformation und Aufklärung

Harald Bollbuck

Seit dem ersten öffentlichen Auftreten polarisierte die Figur Luther. Schon in den 1520er Jahren wurde sie mit bestimmten Bildern verbunden. Zuerst als religiöser Held und Gelehrter verehrt, wurde Luther bald zum neuen Apostel und neuen Johannes der Täufer, zum Propheten und dritten Elias, der die Wiederkehr Christi ankündige.1 Bildliche Ausformungen des Lutherkultes lehnten sich an Heiligenikonographien an.2 In Verbindung mit dem humanistischen Patriotismus wurde Luther zum Propheten der Deutschen,3 wobei daneben vergleichsweise zurückgenommene Darstellungen als Lehrer und Exeget existierten.4 Das gegnerische Lager war mit Attributen nicht weniger verschwenderisch. Für sie war Luther der Ketzer und entlaufene Mönch, der Schwärmer, der die Einheit der Kirche zerstörte, der Gebannte und Aufwiegler, der sich im Bauernkrieg zynisch in die Obhut seiner Fürsten gerettet habe.5 Schließlich trug Luther selbst zu seiner Imagebildung bei. Zwar sah er sich nicht als Apostel oder inspirierter Prophet, schon gar nicht als neuer Elias,6 durchaus aber in einer Reihe gottgesandter Kirchenlehrer und stellte eine Nähe zu Giovanni Pico della Mirandola (1463–1494), Johann von Wesel (1425–1481) und Johannes Reuchlin (1455–1522) her.7

Das Bild Luthers, das die Geschichtsschreibung aufnahm und fortentwickelte, wurde in ganz unterschiedlichen Gattungen und Textsorten ersonnen. Zu nennen sind Kontroversliteratur, theologische Kommentare und Bibelexegesen, Vorreden und Widmungen, Florilegien,8 aber auch historische Kalender, Lobreden, Leichenpredigten sowie Geschichtspredigten. Einige dieser Texte müssen Aufnahme in diese Darstellung finden, da sie in ihrer zeitgenössischen Wirkmacht kaum von traditionellen Textsorten der Geschichtsschreibung abzutrennen sind.

Luther in der frühen protestantischen Ekklesiologie und Predigt

Luther hatte eine dialektische Vorstellung von der Kirchengeschichte. Zeiten der Erweckung und Verkündigung, in denen das Wort Gottes wie ein „Platzregen“ unter die Menschen fahre, wechselten sich ab mit Zeiten des Verfalls und Glaubensabfalls.9 Doch er füllte diese Vorstellung mit keinem konkreten historischen Gehalt. Philipp Melanchthon (1497–1560) postulierte in seiner ekklesiologischen Schrift De ecclesia et autoritate verbi (1539) eine kontinuierliche Weitergabe der reinen Lehre durch von Gott beauftragte Lehrer.10 Kirche als Gemeinschaft der Lehrenden bestehe in der Kontinuität der Kirchenlehrer und der Permanenz ihrer wahren Doktrin, nicht die kirchlichen Institutionen blieben demnach bestehen, sondern die gottgesandten Lehrer garantierten die Fortdauer der Kirche. Damit antwortete Melanchthon auf die auf dem Konzil von Trient festgelegte gegenreformatorische Lehre einer dauerhaften Abfolge der Bischöfe seit der Apostelzeit („successio episcoporum“).11

In der Wittenberger Trauerrede auf Luther vom 22. Februar 1546 stellte Melanchthon diesen in eine Ahnengalerie der Kirchenväter, ohne einen expliziten Bezug auf mittelalterliche „Häretiker“ wie Jan Hus (um 1369–1415) oder John Wycliff (um 1330–1384) herzustellen.12 Das überrascht, hatte sich Luther doch selbst mehrfach als „Hussit“ bezeichnet.13 Doch war Melanchthon an einer Stilisierung Luthers interessiert, die ihn auf keinen Fall mit Ketzern, Gebannten oder Zerstörern der Ordnung in Zusammenhang bringen sollte. Stattdessen stellte er einen Konnex zwischen Reformation und humanistischer Bildung sowie eine Nähe zu Erasmus von Rotterdam (um 1467–1536) und Johannes Reuchlin her, der in der Folge immer wieder Bedeutung in der Luthermemoria erlangte.14

Es gab eine Reihe weiterer Trauerpredigten auf den Reformator. Johannes Bugenhagen (1485–1558) sah in Luther einen neuen Sankt Martin, den Gott als Kirchenreformer gesandt habe. Schließlich folgt gar ein Vergleich mit dem Engel der Offenbarung.15 Justus Jonas (1493–1555) erkannte in Luther einen vortrefflichen Redner und Prediger, der die Deutschen lehrte, ihre Sprache recht zu gebrauchen.16 Doch auch er begab sich auf das Gebiet der Prophezeiungen: Hus habe den „Schwan“ Luther vorhergesagt, der wie alle Propheten vor ihm in einer bösen und gefährlichen Zeit erschienen sei und dessen Auftreten eine göttliche Strafe nach sich zöge.

Ganz im Sinne Luthers und Melanchthons konstruierte Georg Maior (1502–1574) keine lineare Verfallsgeschichte der Kirche, sondern einen Wechsel von Phasen der Unterdrückung und der Restitution.17 In eine Reihe mit Patriarchen, Aposteln und Bischöfen der alten Kirche traten Repurgatoren (Reiniger) wie Johannes Tauler (um 1300–1361) und Johannes Wessel Gansfort (1419–1489), als deren sie überragender Nachfolger Luther vorgestellt wurde. Melanchthons Rede De Luthero et aetatibus ecclesiae von 1548 gibt Luther, der als humanistisch gebildeter Theologe „ad fontes“ gegangen sei, keine heilsgeschichtliche Sonderrolle. Die von ihm ausgelöste Reformation ist dem zufolge nur eine Phase der Kirchengeschichte, jedoch mit einem speziellen Platz im Heilsgeschehen.

Insgesamt überwiegen in den Predigten die religiös-metaphorischen Vergleiche, die sich jedoch mit geradezu nüchtern-sachlichen Erinnerungen und einer pragmatischen Auflistung seiner Leistungen abwechseln. Datenangaben sind zumeist wage. Melanchthon suchte nicht nur, die Reformation in die Heilsgeschichte einzuordnen, sondern auch ein Bild Luthers zu stabilisieren, das Züge des Mitmenschen Luther als Lehrer, Prediger, Familienvater und Übersetzer mit denen eines humanistischen Genius und Heros sowie einer religiös-aufgeladenen Symbolfigur (Prophet und Apostel) versöhnte, ohne den Rahmen der rationalen Fassbarkeit zu sehr zu überschreiten. An einer schwärmerischen Überhöhung war ihm nicht gelegen, eher an einer konfessionell gebundenen Identifikationsfigur. Dabei beförderte er Legendenbildungen wie die Erzählung vom Thesenanschlag, ein ursprünglich lokales Narrativ, das einer breiteren Öffentlichkeit erstmals in einer Perikopenliste zur Übersetzung des Neuen Testaments von 1545, beruhend auf Notizen des Sammlers von Luthermemorabilien Georg Rörer (1492–1557), vorgestellt wurde.18 Sie diente der Installation einer reformatorischen Festkultur. Allerdings nahm Melanchthon diesen Bericht noch nicht in seine eigene Lutherbiographik in den Trauerreden auf.

Die Spaltung, die das Luthertum in der Folge des Schmalkaldischen Krieges und des Adiaphorastreits erlebte, bildete sich auch in der Luthermemorialisierung ab. Auf der einen Seite stand die von Melanchthon geprägte Wittenberger Theologie, die angesichts der vernichtenden Gefahren, die dem in der Schlacht bei Mühlberg 1547 geschlagenen Luthertum drohten, auf liturgische Kompromisse gegenüber dem kaiserlichen, siegreichen Lager setzte.19 Vertreter dieser Richtung wurden nach ihrem Oberhaupt Philippisten genannt. Gegen diese Position bildete sich eine radikale Opposition um Nikolaus von Amsdorf (1483–1565) und Matthias Flacius Illyricus (1520–1575), die jede Aufgabe lutherischer Positionen als Einfallstor des Satans sahen. Diese Kreise versammelten sich um 1548 in Magdeburg, später auch im Herzogtum Sachsen an der neugegründeten Universität Jena.

Zwei Predigtzyklen bilden diese feindlichen Positionen ab. Johannes Mathesius (1504–1565), Pfarrer im nordböhmischen Joachimsthal, hielt Predigten20 über Luther in der philippistischen Deutungstradition, die 1566 veröffentlicht wurden. Luther und Melanchthon erscheinen als die zwei Ölbäume, die Universität Wittenberg als neues Zion. Der Thesenanschlag fand statt, allerdings sei Luther durch seinen Gegner Tetzel zu der Aktion genötigt worden.21 Einen Höhepunkt erlangt die Lutherbiographie mit dem Reichstag in Augsburg 1530, auf dem jedoch Melanchthon der Verhandlungsführer war. Auf Grund seiner Bannung hatte sich Luther währenddessen in Coburg aufgehalten. Dennoch bleibt die Führungsrolle Luthers bei Mathesius unangetastet. Er ist der deutsche Prophet, wobei das Wort vom Propheten streng lutherisch auf dessen Meisterschaft einer rationalen Exegese der Bibel verweist, nicht auf eine göttliche Inspiration.22

Ganz anders ist die Darstellung in Cyriacus Spangenbergs (1528–1604) Predigtzyklus über Luther, veröffentlicht zwischen 1565 und 1568.23 Spangenberg, der im flacianisch geprägten Mansfeld als Generaldekan tätig war, stilisiert Luther charismatisch als neuen Elias und größten Theologen seit den Aposteln. Der Auftritt vor dem Reichstag in Worms 1521 trägt bekennerhaft-heroische Züge; dessen Darstellung erhält weit mehr Gewicht als das von Melanchthon formulierte Augsburger Bekenntnis. In Luthers Theologie bekommen die individuellen Anteile größeren Raum. Der Märtyrer Jan Hus gerät weit wichtiger als die Universität Wittenberg, der Anteil einer gemeinsam entwickelten augustinischen Gnadentheologie wird vernachlässigt. Ganz im Sinne des flacianischen Geschichtskonzepts, das die lutherische Dialektik radikalisierte, beklagt Spangenberg, dass die wahre Religion seit Luthers Tod bereits wieder verfälscht worden und das kostbare Erbe gefährdet sei – ein Schlag gegen die Philippisten in Wittenberg. Auch innerhalb des Luthertums gab es nun ein geteiltes Lutherbild.

Held, Lehrer, Verkündiger: Der nahe Luther in der Geschichtsschreibung des 16.  Jahrhunderts

Eine der frühesten historiographischen Einordnungen Luthers erfolgte durch den kursächsischen Hofkaplan und geheimen Sekretär Georg Spalatin (1484–1545), der bereits 1521 eine Abhandlung über Luthers Auftritt vor dem Reichstag in Worms im gleichen Jahr niederschrieb. Auffällig sind die mehr als präzisen Zeitangaben, die wirken, als kündigten sie aufs Genaueste welthistorische Ereignisse an.24 Sein Empfang durch Fürsten, Grafen, Herren und Ritter zeigt Luthers hohe Stellung, das Eintreffen vieler Menschen aus Sorge, dass ihm Gewalt angetan werden könnte, die allgemeine Wertschätzung. Luther blieb standhaft und beständig in der Wahrheit,25 auch und trotz kaiserlicher Prozessandrohungen, da ein Widerruf seinem Gewissen und der Wahrheit der Heiligen Schrift zuwider stünde. Es ist das Bild des Bekenners mit apostolischen und heroischen Qualitäten, der aber nicht außerhalb des menschlichen Rahmens agiert.

Aus nahezu neutraler Position beschreibt der ehemalige Kollege in Wittenberg, Christoph Scheurl (1481–1542), von Nürnberg aus die Reformation. Seine handschriftlich überlieferte Darstellung ist vollkommen nüchtern und fast durchgehend unparteiisch, Erzählungen gehen oft in Quellenabschriften über wie im Fall des kaiserlichen Bannbriefes.26 Ein Thesenanschlag fand nicht statt, stattdessen habe Luther seine „Propositiones“ (Thesen) als Leiter (praeses) einer Disputation an der Universität an Kollegen verschickt.27 Der Beginn der Reformation steht im – tatsächlichen – universitären Zusammenhang, wobei er den sozio-religiösen Kontext, wie die Überordnung der Ablassprediger vor den Ortspredigern und die Umwandlung der Ablassinstitution in einen „jarmarckt“, nicht vernachlässigt. Luthers Thesen seien gar nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen, allein die Reaktion, ihn von den Kanzeln aus zum Ketzer zu ernennen, hätte zur Disputation mit Johannes Eck (1486–1543), den folgenden Schmähschriften und zur Radikalisierung und Spaltung geführt. Scheurl kommt einer unheroischen Betrachtungsweise der frühen Reformation nahe. Sein Geschichtbuch blieb bis ins 19. Jahrhundert ein unveröffentlichter Wissensspeicher im Nürnberger Ratsarchiv.

Die erste umfassendere Geschichte der Reformation durch einen Zeitzeugen ist die Chronik des Gothaer Superintendenten Friedrich Myconius (1490–1546).28 Ausgebildet im Franziskanerorden in Annaberg, wo er die Predigten Johannes Tetzels (um 1460–1519) erlebte, und in Weimar, wurde er – nach eigenen Aussagen – bereits früh zum Dissidenten und Lutheranhänger. Einige Lutheranekdoten sind allein von Myconius überliefert. Bekanntheit erlangte sein metaphorischer Traum.29 Die Reformationsgeschichte, die nur handschriftlich überliefert ist,30 entstand 1541 bis 1542. Als Superintendent Gothas beschreibt Myconius die Zeitläufte von 1524 bis 1541 für die „Nachkommen des christlichen Kirchspiels zu Gotha“.31 Die Erzählung sollte den Ereignissen der Reformation im Gothaer Land und den – aus seiner Sicht – abschreckenden Verhältnissen ihrer Vorzeit einen Platz im Gedächtnis der lokalen geistlichen Eliten vorbehalten, was der Aufbewahrungszusammenhang mit Verzeichnissen über Kircheneinkünfte, Pfarrbesetzungen und Visitationen in der Gothaer Superintendentur verdeutlicht.

Für Myconius erscheint Luther wie ein Meteor in der Geschichte. Er ist von Gott gesandt. Ursächlich für seine Motivation, zum Dissidenten zu werden, ist der Ablassstreit. Myconius nimmt damit die wichtigste Tendenz der Reformationsinszenierung aus den späten 1520er Jahren auf.32 Allerdings findet sich bei ihm kein Thesenanschlag.33 Luther habe – ähnlich wie bei Scheurl – vier Briefe mit seinen Thesen an Bischöfe geschickt und nach ausbleibender Reaktion einen Druck und dessen baldige Verbreitung veranlasst. Die Rezeption war blitzartig, oder, um mit Luthers Metaphorik zu sprechen, das Wort der Wahrheit kam unter die Leute wie ein „Platzregen“. Myconius betont die konfliktreichen Situationen, die zur Reformation führten. In der Gothaer Stadtgeschichte führten die sozialen Spannungen zum Pfaffensturm. In ähnlicher Weise wird Luthers Leben akzentuiert. Luther sei den Problemen nicht aus dem Weg gegangen, auf seine Verkündigung habe der Antichrist seinen Gegenkampf aufgenommen: Nach seiner Predigt im Augustinerkloster in Gotha 1521 (auf dem Weg zum Reichstag in Worms), habe der Teufel Steine aus dem Giebel der Kirche herausgerissen.34 Auslöser ist die wirkungsvolle Performativität des Gotteswortes in den Predigten. Die Verwüstungen wurden als Monument der Verkündigung erhalten.

Für Luthers frühe Wirkungsstätte in Wittenberg entwirft Myconius geradezu eine Topographie des Heils. Im 5. Kapitel beschreibt er zuerst sachlich die Bausituation des Augustinerklosters. Nur die Fundamente der Kirche seien ebenerdig angelegt gewesen.35 Darauf habe eine hölzerne, baufällige Kapelle mit Lehmwänden gestanden, 30 Schuh lang, 20 breit, also 10 × 6,5 m, mit einer kleinen Empore für höchstens 20 Menschen und einem Predigtstuhl von ungehobelten Brettern, der kaum über den Erdboden hinausragte. Vermutlich handelte es sich um die alte Kapelle des Heilig-Geist-Hospitals, dessen Grundbesitz den Augustinern 1504 vom Kurfürsten übertragen worden war.36 Myconius ist der einzige, der ihre Beschreibung überliefert. In dieser kleinen Kirche in Wittenberg habe Gott sein Evangelium verkünden und seinen Sohn Jesus neu gebären und der Welt zeigen lassen. Sie habe ein Aussehen gehabt, wie die Maler den Stall zu Bethlehem malten, und Myconius vergleicht die Kapelle mit der Bethlehemskirche, in der Jan Hus in Prag predigte. Der vorreformatorische Gnadenort Wittenberg mit kurfürstlichem Heiltum und Allerheiligenstift wird bei Myconius eine welthistorische und heilsgeschichtliche Kreuzung, das von Gott erwählte Zentrum der neuen Verkündigung mit dem Werkzeug Luther.

Im Wesentlichen läuft bei Myconius die Initiative für die Reformation auf ein Ein-Mann-Unternehmen hinaus. Karlstadt (Andreas Bodenstein, 1486–1541), der mit Luther an der Entwicklung der Gnadentheologie wirkte, findet nur Erwähnung als derjenige, der auf Ecks Thesenreihe, die Obelisci, reagierte.37 Indem er betont, dass dieser zu der Zeit noch „auf guter Bahn“ gewesen sei, entschuldigt er die Erwähnung nahezu. Allerdings führt er in einem späteren Kapitel ausführlich alle Herrschaften und Prediger auf, die die Reformation zur Zeit der Niederschrift seiner Geschichte beförderten, und bezeichnet sie als Lehrer des Evangeliums und Märtyrer im Sinne der Wahrheitszeugen.38 Die Metaphorik übernahm Myconius oftmals einfach aus seinen Quellen. Die Verhörpraktiken Kardinal Cajetans in Augsburg vergleicht er mit denen des Pilatus, eine Parallelisierung, die 1521 in der Passio Doctoris Martini Lutheri secundum Marcellum auftauchte.39 Das Wartburgexil ist Luthers Patmos, so wie es der Reformator selbst bezeichnet hatte.40 Auf dem Reichstag zu Worms habe Luther fest und klar geredet wie im Lektorium – kein Wort von dessen büßerhaften Selbstinszenierung am ersten Tag.41 Was bleibt, ist das Bild eines heldenhaften, mutigen Verkündigers und Lehrers, der als Werkzeug Gottes an einem heilsgeschichtlich aufgeladenen Ort wirkte.

Eher knapp äußert sich der bereits erwähnte Spalatin in seiner gedruckten sächsischen Chronik (1541) zur Reformation unter der Herrschaft Friedrichs des Weisen. In einem kurzen Abschnitt formuliert er das Lob an den Herrscher für die Gründung der Universität Wittenberg samt Vermehrung der Kleinodien am Allerheiligenstift,42 um gleich darauf die Verkündigung der wahren Lehre durch Luther an dieser Universität zu preisen:

Hat auch die Löbliche/ vnd Christliche Vniuersitet zu Wittemberg/ angefangen vnd auffgericht/ Do Gott der Allmechtige/ aus lauter/ vberschwenglicher Gnade/ durch den Ehrwirdigen/ hochgelarten herrn/ Doctor Martinum Luther/ sein heiliges gnaden Wort/ so lauter vnd rein/ gegeben/ als von der lieben Aposteln zeiten/ jnn funffzehen hundert jaren/ auff erden nie gewest.43

An der folgenden Rühmung der Leistungen Melanchthons als Philologe an der Universität wird deutlich, worum es Spalatin geht: Die Ausstattung des Allerheiligenstifts mit Kleinodien und die Universitätsgründung stehen mit den Leistungen Luthers und Melanchthons für Wissenschaft und Kirche im Zusammenhang und sind zugleich eine Verherrlichung des Kurfürsten, dessen Machtfülle auch am Wirken seiner Gelehrten sichtbar wird. Die Reformation ist in diesem Gattungskontext nur eine Variable im kurfürstlichen Machtkomplex.

Spalatin verfasste diverse chronikalische Werke, unter ihnen eine nur handschriftlich tradierte Reformationsgeschichte für den Zeitraum 1518 bis 1543,44 die ihrer Überlieferungsform nach nicht den „öffentliche[n] Medien der dynastischen Selbstdarstellung“ zuzurechnen ist, sondern „zunächst weitgehend unaktiviert als potentielles Herrschaftsinstrument im Hofarchiv gespeichert“ wurde.45 Luthers Theologie wird nicht erläutert, sondern vorausgesetzt, stattdessen stehen die politischen Verwicklungen mit dem Augsburger Reichstag von 1530 und den Entwicklungen des Schmalkaldischen Bundes seit 1540 im Zentrum einer kurfürstlich-propagandistischen Erzählung.46 Die Kurfürsten inszeniert er als Schutzherren der lutherischen Lehre. Das Lutherbild entspricht vornehmlich dem des die römische Kirche zertretenden Luther-Herkules: „Doctor Martinus […] feget die Bischouen, als der rechten phariseer, ferlichen saurteig mit reyner christlicher lere widerumb auß, fur furt/ verdeutscht die gantze Biblien, laß, predigt, disputirt, schrieb, trost, weret auf allen seiten, machet ein buch vber das ander“.47 Die Thesen der Gegner Luthers werden in ihrer intellektuellen Dimension denunziert, Ereignisse wie der Bauernkrieg 1525, die Luthers Reputation beeinträchtigen könnten, vollkommen ausgelassen. Der heftige Streit mit König Heinrich VIII. von England (1491–1547), in dessen Folge der Herrscher Luther als Lügner und politischen Aufwiegler bezeichnete und Kurfürst Friedrich III. (1515–1576) aufforderte, gegen diesen vorzugehen, wird verkürzt auf die diplomatische Antwort aus Sachsen, die Spalatin als Geheimsekretär selbst verfasst hatte. Luther sollte auf diese Weise von dem Verdacht einer Einmischung in politische Angelegenheit und dem Ruch des Aufrührers befreit werden.48

Der englische Theologe Robert Barnes (1495–1540) erstellte als erster eine moralisch und polemisch grundierte Liste der römischen Päpste bis zu Alexander III. († 1181) in der Antichrist-Tradition.49 Luther taucht nur in einer Randglosse zu den Ereignissen von Canossa auf: „O si unus adfuisset Lutherus.“ – „Oh, wenn nur ein Luther zur Stelle gewesen wäre.“ Der Reformator wird in die Tradition des kaiserlichen Widerstandes gegen die politisch agierende päpstliche Tyrannis und der mittelalterlichen Auseinandersetzungen von Imperium und Sacerdotium gestellt. Das Luthertum ist eng an das Kaisertum angeschlossen, mittelalterliche und reformatorische Papstkritik in eine Kontinuitätslinie gerückt.

Sehr früh schon stellte Caspar Hedio (1494–1552) seine historiographischen Arbeiten in den Dienst der Reformation. Seine Übersetzung der Kirchengeschichte des Eusebius von 1530 und vor allem ihre Fortführung von 1545 ist eine Reaktion auf Luthers Unbehagen, sich auf Berichte von päpstlicher Seite verlassen zu müssen.50 Die Reformation erscheint als Besserung der Religion, beruhend auf der Wiederherstellung der Klarheit und Suffizienz der Schrift. Hedio verfasste keine Dogmengeschichte, sondern eine nationalpatriotisch und humanistisch grundierte Ereignisgeschichte. Der Papst kommt als Antichrist kaum vor. Wichtiger sind für den Konziliaristen Hedio die durch das unchristliche Handeln der Päpste ausgelösten spätmittelalterlichen Reformbewegungen, die Luther wieder aufnahm. Hedios Fortsetzung der Papstviten des römischen Autors Bartholomaeus Platina (1421–1481) wendet die Ausrichtung konfessionell, indem sie das Luthertum als wahrhaftige und rechte Katholizität herausstellt.51 Das deutsche Kaisertum wirkt als Korrektiv zum machtanmaßenden Papsttum, dem Antichrist und Zerstörer christlicher Ordnung. Und wieder steht Luther in der Tradition spätmittelalterlicher Reformer wie Johannes Geiler von Kaysersberg (1445–1510) und Nicolaus von Clémanges (1363–1437). Er erscheint nicht herausragend, denn, so Hedio: „Jede zeit hat ire Luther.“52 Andererseits endet er mit Melanchthons Trauerrede auf Luther, was, so die Forschung, quasi einer „Papalisierung“ gleichkomme.53

Eine frühe protestantische Sammlung von Wahrheitszeugen stellte Ludwig Rabus (1523–1592) zusammen.54 Diese Memorialisierung der alten und eigenen Märtyrer und Bekenner war ein Zeitphänomen der verschiedenen reformatorischen Kirchen, wie die Kataloge von John Foxe (1517–1587), Jean Crespin (um 1520–1572), Matthias Flacius und – etwas später – Adrian Cornelis van Haemstede (um 1525–1562) zeigen.55 Rabus beginnt seine Liste bei Abel, führt sie über die bekannten apostolischen und altkirchlichen Figuren bis in die Gegenwart mit Jan Hus, Girolamo Savonarola (1452–1498) und den protestantischen Märtyrern. Der Heilige wird der mittelalterlichen Entstellung und Abgötterei entkleidet und auf seine ursprüngliche Vorbildfunktion zurückgeführt. Der stete Kampf zwischen der wahren Kirche und dem Satan habe seit Hus eine endzeitliche Qualität erreicht. In diesem heilsgeschichtlichen Sinn sei Luther das Werkzeug Gottes und der dritte Elias.

Einen individualisierenden Zugang, der antikisierende Biographik mit volksbuchartiger Darstellung verbindet, suchte Heinrich Pantaleon (1522–1595) in seinem Teutsche Nation Heldenbuch (1567–1570).56 Erstaunlicherweise ist hier die Gegenwart das goldene Zeitalter, da die christlich-kultivierte civilitas höher zu bewerten sei als die germanische Frühzeit.57 Die Reformation restituierte die ursprüngliche christliche Religion, sie erscheint nicht als eine gottgewirkte endzeitliche Tat, sondern als innerweltlicher Akt. Eine wichtige Rolle spielten die Auseinandersetzungen des Kaisers mit dem Papsttum – in diesem Sinne bleiben die deutschen Kaiser, auch Maximilian I. (1459–1519), Hüter der wahren Religion. Der Humanismus als Überwinder der Scholastik mit Erasmus als Zentralgestirn sowie die spätmittelalterlichen Reformbewegungen bekämpften bereits die kirchlichen Missstände, die meist außerdeutschen Ursprungs waren, wenn auch nicht mit der Konsequenz Luthers.58 Dass Luther die Universität und die Welt verändern werde, habe der erste Wittenberger Universitätsrektor Martin Pollich von Mellerstadt (1455–1513) bereits 1508 bei Luthers ersten Vorlesungen bemerkt.59 Die Lutherbiographie arbeitet weitgehend sachlich Fakten und Schriften ab.60 Der Thesenanschlag bleibt unerwähnt, die 95 Thesen gegen die „kremerey“ des Ablasshandels werden als Universitätsdisputation und als Brief, verschickt am 31. Oktober an Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1490–1545), bezeichnet. Die Beschreibung der Person zeigt einen Mann mit großen rhetorischen und sprachlichen Begabungen, der die deutsche Sprache „bezieret“, stets las und lehrte, freigiebig und herzlich war, doch im Streit um die Glaubenswahrheit unerbittlich agierte. Sein Schaffen war unermüdlich, „wie vorzeiten die Juden mit einer hand an dem Tempel gebauwen/ und mit der anderen die waffen wider die feind gehalten.“61 Abgesehen von einer als solcher gekennzeichneten Metaphorik ist die Modellierung der Lutherfigur im Heldenbuch erstaunlich nüchtern und unheroisch, durch ihre Detailtreue aber sehr individualistisch. Das Heldenbuch ist Ausdruck einer nationalpatriotischen, lutherischen Irenik mit Reminiszenzen an Erasmus und Melanchthon, die ihr Heil in einer Annäherung an das Kaiserhaus sah, das zum einen die reichsrechtliche Verbürgung der protestantischen Territorien gemäß Augsburger Frieden garantierte, zum anderen durch den Herrscher Maximilian II. (1527–1576) eine Überwindung der konfessionellen Spaltung versprach.

Eine wichtige Stufe der Imagebildung belegten die historischen Kalender, eine Gattung, die von Paul Eber (1511–1569) installiert wurde.62 Eber bearbeitete seinen Kalender als ein universalhistorisches Kompendium, das sich, kaum polemisch, aber religiös grundiert, auf die Profangeschichte, antike Exempla, Gelehrtenviten und die Wittenberger Theologiegeschichte konzentrierte. Johannes Manlius’ Geschichtskalender von 1559 erinnert an den 31. Oktober als Tag des Thesenanschlags, arbeitet ansonsten aber geradezu positivistisch datenbezogen und ohne religiöse Wertung.63 Auch Caspar Goldwurms (1524–1559) Kirchen Calender urteilt kaum, sieht Luther als „hochberümbte[n] Theologus“ und widmet ihm zum Martinstag ausführlichen Raum gleich einem Tagesheiligen.64 Luther ist Prophet und „der Teutschen leerer“, Anlass der Reformation sind Tetzels Ablasspredigten. Es ist aber weder die Rede von einem Thesenanschlag noch vom dritten Elias, wie überhaupt einer apokalyptischen Naherwartung und einer heilsgeschichtlichen Sonderrolle der reformatorischen Gegenwart nicht das Wort geredet wird. Der Kirchen Calender ersetzt alte und kanonisiert neue evangelische Heilige wie Erasmus, dessen schwieriges Verhältnis zu Luther ausgeblendet wird. Goldwurms Calendarium historicum hat einen anderen Ansatz, denn hier finden sich universalhistorische Tagesereignisse jeder Art. Am 31. Oktober verzeichnet es eine öffentliche Disputation Luthers gegen die Ablasspredigten.65 Luthers Geburtstag ist auf das tatsächliche Datum am 10. November versetzt und knapp gehalten. Soll hier der Benutzer mit historisch korrekten Daten und Informationen zur Weltgeschichte, deren Teil Luther und die Reformation ist, versorgt werden, befördert der Kirchen Calender eine lutherische Festkultur und eine Kanonisierung bzw. ‚Verheiligung‘ der Protagonisten der Reformation.

In der zeitgenössischen protestantischen Universalgeschichtsschreibung findet die Reformation und Luthers Auftreten anfangs wenig Widerhall.66 Die frühe Carionschronik beklagt die Erneuerung des Irrtums Berengars, der der Eucharistie nur Symbolgehalt zusprach, durch die Sakramentierer Karlstadt, Zwingli und Oekolampad.67 Ohne Erwähnung der Reformation scheint diese Behauptung in der Luft zu hängen, doch wussten die Leser sie einzuordnen. Die gründliche Überarbeitung der Chronik durch Melanchthon erschien in zwei Teilen 1558 und 1560.68 Sie endete nun aber mit der Übertragung der Kaiserherrschaft auf die Deutschen durch die Krönung Karls des Großen. Eine Fortführung, basierend auf den historiographischen Reden Melanchthons, erfolgte durch seinen Schwiegersohn Caspar Peucer (1525–1602).69 Sie vertritt die lutherischen Positionen der Kirchengeschichte, deutet das Papsttum als politische Macht, weist dessen Ansprüche zurück und teilt die gesamte Geschichte in Verfallsperioden von je 500 Jahren auf. Vor der Reformation wurde die Rechtfertigungslehre unterdrückt, Heiligenverehrung und andere falsche Traditionen eingeführt und das Abendmahl zu einer theaterhaften Inszenierung.70 Weltgeschichtlich beendigte sie die dritte Weltperiode der fünfhundertjährigen päpstlichen Tyrannei. Dennoch wird die Reformation apokalyptisch nicht weiter aufgeladen, sondern eher wie ein innerweltliches und kirchengeschichtliches Reformereignis beschrieben.71 Peucer unterscheidet zwischen ihrer Ursache, päpstlicher Habgier und der allgemeinen Ablasslüge, und ihrem Anlass, der in dem besonderen Ablass Kardinal Albrechts und Tetzels Predigten bestand. Von göttlicher Festigkeit des Geistes beseelt, mit Talent begabt und durch humanistische Ausbildung instruiert, führte Luther zugleich demütig seinen Kampf, ohne den Papst und andere Autoritäten, ja, nicht einmal die Grausamkeit des Antichrist, die sich 100 Jahre zuvor in der Verbrennung des Jan Hus gezeigt hatte, zu scheuen und zerschlug den gordischen Knoten der päpstliche Herrschaft allein im Vertrauen auf das wahre Wort Gottes. Die Metapher der Harpyien, die Peucer für die todbringende römische Kirche wählt, lässt ein heroisches Licht auf Luther fallen. Luthers Ablassthesen, die Peucer mit Jesu Reinigung des Tempels von Wechslern und Wucherern gleichsetzt, seien am 31. Oktober 1517 an die Kirchentür geschlagen worden. Sie führten zum Niedergang des Papsttums, ohne dass der Schöpfer dies ahnte und plante – noch sei der, wie ihm vorgeworfen wurde, von seinen Fürsten dazu beauftragt worden. Dennoch war Luther kein Revolutionär. Er habe Kardinal Cajetan angeboten zu schweigen, wenn auch die Gegner schwiegen.

Ähnlich zurückhaltend in der Beschreibung und Beurteilung der Figur Luther ist Johannes Sleidans (1506–1556) Geschichtsschreibung der Reformation. Sleidan fertigte seine Commentarii auf der Basis archivalischen Materials und bereits veröffentlichter, weit verstreuter Quellen an.72 Die Reformation tritt recht unvorbereitet ein als eine Willensbekundung Gottes zur Wiedererweckung seines Wortes. Sleidan ist ein strenger Vertreter des Weltreicheschemas und passt die Reformation in dieses ein. Als Jurist arbeitet er nicht analytisch, sondern dokumentarisch.73 Luther ist in seiner Darstellung ein hochgebildeter Gelehrter und ein geschickter Meister der deutschen Sprache, was sich nicht nur in der Bibelübersetzung zeige, sondern auch in vielen von ihm verwendeten Wortspielen.74 Als Bekenner der biblischen Wahrheit wuchs er an seinen Aufgaben: Anfangs nur der Ablasskritiker, der seine Werke dem Papst zueignete, wurde er mit zunehmender Erkenntnis, dass die römische Kirche als Antichrist die Wahrheit verberge, zu einem unerschrockenen und unüberwindlichen Kämpfer.75 Sleidans zweites wichtiges historisches Werk De quatuor summis imperiis (1555), das Stoff des Unterrichts an lutherischen Universitäten wurde, hält sich streng an das heilsgeschichtliche Schema.76 Es modelliert Geschichte als Kampf zwischen den Mächten Kaiser und Papst. Die Ablasskrise und Luther finden keine Erwähnung, universal- und reichshistorisch ist die Reformation – im Gegensatz zum Avignonesischen Schisma77 – nicht von Bedeutung.

Die umfassendste protestantische Kirchengeschichte im 16. Jahrhundert waren die sogenannten Magdeburger Zenturien, ein zwischen 1552 und 1574 verwirklichtes, in Magdeburg begonnenes, in Jena fortgesetztes und in Wismar abgeschlossenes Kollektivunternehmen, das von Matthias Flacius Illyricus initiiert und von Johannes Wigand (1523–1587) und Matthaeus Judex (1528–1564) entscheidend getragen wurde. Da die Zenturien nur für die Geschichte bis zum 13. Jahrhundert im Druck vorliegen, behandeln sie die Reformation nicht. Allein in Vorreden finden sich einige Aussagen. Ganz im Sinne der lutherischen Geschichtskonzeption folgen auf die Wiederherstellung des Gotteswortes Zeiten seiner Verdunklung. Nach eigener Einschätzung befindet sich die Gegenwart nach Luthers Reformation schon lange wieder in einer Epoche, in der die Hydra des politischen Papsttums, also der Verschränkung von geistlicher und politischer Macht zuungunsten des Evangeliums, ihr Haupt erhoben habe.78 Die Ursache besteht in der Interpretation der eigenen Lebensumstände, da die Zenturiatoren ihre rigorosen gesellschaftlichen Vorstellungen auf der Basis einer strikten Theologie nicht durchsetzen konnten: Sie scheiterten nicht nur in ihrem Widerstand gegen die Besetzung des herzoglich-sächsischen Konsistoriums mit Juristen, worin sie eine Einmischung der weltlichen Obrigkeit in geistliche Belange sahen. Als Theologen erkannten sie nicht die politischen Zeichen der Zeit, in der die weltliche Obrigkeit auf eine juristische Homogenisierung ihrer Territorien drang. Sie scheiterten aber vor allem, weil sie ihre Funktion als religiöse Experten und Warner rigoros ausübten und großzügig exkommunizierten, was zu heftigen sozialen Turbulenzen führte. Die Reformation war in ihrem Weltbild Gottesgeschenk. Die Widmung der zweiten Zenturie an die Herzöge von Sachsen und Mecklenburg stellt Parallelen der Gegenwart zum 1. und 2. Jahrhundert her. Wie in der Zeit der Apostel habe der deutsche Prophet Martin Luther das Licht des Evangeliums durch Predigt und Werk aus der ägyptischen Finsternis hervorgeholt, nun aber nahmen, wie im 2. Jahrhundert, Irrtümer und Abweichungen zu.79 Luthers Werk entstand nicht aus seiner Person, sondern ist eine Position in der Heilsgeschichte, in der er propheten- und apostelgleich wirkte. Daher konnte die Wirkung des Werkes bis zu seinem Tod anhalten und danach die Gegenreaktion des Antichrists – am deutlichsten im Interim – einsetzen.

In seiner früheren Schrift, dem Catalogus testium veritatis (1556), weist Flacius Jan Hus eine ähnliche Funktion im Heilsplan zu, da nach dessen Tod wie in Luthers Fall Fraktionierungen und Lehrverfälschungen einsetzten. Mit einem generellen Blick auf ihre Papstkritik, ihre Gnaden- und Sakramentstheologie ebnet er die Unterschiede zwischen Jan Hus, John Wycliff, Waldensern und Luther ein.80

Letztlich entstanden die Lutherbilder in sich gegenseitig verstärkenden Echoräumen. Das altgläubige Lutherimage konnte – zumindest am Beginn der Auseinandersetzung – zwar noch sehr auseinanderklaffen. Reformkatholiken wie der Eichstätter Domkapitular Bernhard Adelmann von Adelmannsfelden (1457/59–1523) oder der Lauinger Augustinerprior Caspar Amann († um 1524) waren sich mit Luther in der Kritik der Ablasspraktiken einig.81 Amann war besonders an den Übersetzungen des Alten Testaments aus dem Hebräischen interessiert und bezeichnete Luther als neuen Apostel. Adelmann teilte zudem die Abneigung gegen Johannes Eck und dessen Thesen von der erlaubten Zinsnahme. Seine Übersendung von Ecks Kritik an den 95 Thesen an Luther war der Auslöser der Leipziger Disputation.82 Bis zu seinem Lebensende sah er sich auf Luthers Seite.

Doch in der altgläubigen Geschichtsschreibung verfestigte sich sehr schnell das Bild des Ketzers, der mit dem Teufel im Bunde steht. Der Kölner Generalinquisitor Bernard von Luxemburg († 1535) beschäftigte sich im gesamten vierten Buch seines Catalogus haereticorum (1522) in 13 Anklagepunkten über zehn Seiten mit Luther und dem Luthertum. Seine Auseinandersetzung weitete sich in der Folge aus: In der dritten Auflage ist die Invektive ins fünfte Buch verschoben und nimmt dort noch breiteren Raum ein (17 Anklagepunkte auf 31 Seiten).83 Für ihn gehört die Ketzerei zu den Ärgernissen der Kirche, doch ist sie nützlich, da der Glaube dadurch nicht in Muße untergehe. Luther ist das neueste Monstrum, das Chaos und Freiheit predige und zugleich die Unterordnung unter Christus verweigere. Seine Ketzerei zeige sich darin, dass er die Doktoren der Kirche verschmähe, seine Bücher verbrannt würden und er selbst den Verbrennungen der Häretiker feindlich gegenüberstehe. Fragwürdig sei auch seine Lehre, die in der Verdrängung der Scholastik, der Kritik an Dionysius Areopagita und Thomas von Aquin, dem Angriff auf die guten Werke zum Seelenheil und der Verdammung der sieben Sakramente bestehe. Nach Luther seien dies jüngere Erfindungen, was der Inquisitor mit Verweis auf die Tradition verweigert – diese Passagen werfen Schlaglichter auf die Themen, über die sich die Kirchen in den nächsten Jahrzehnten streiten werden. Wie der antike Arius, der die Wesensgleichheit von Gott und seinem Sohn ablehnte, sei Luther ein „fomes“ (Zündstoff), der einen Großbrand auslösen könne.

Der größte zeitgenössische Gegner mit historischem Anspruch, der Luther zudem persönlich in Worms begegnete, war Johannes Cochlaeus (1479–1552). Als Gegner Johannes Ecks und dessen Zinstheorie hatte Cochlaeus anfangs – wie Adelmann – durchaus Sympathien für Luther, wandte sich jedoch strikt von ihm ab, als dieser in der Schrift An den christlichen Adel deutscher Nation (1520) die Vorrangigkeit der Hierarchie der römischen Kirche angriff. Nach einem gegenseitigen Schlagabtausch über mehrere Schriften in den nächsten Jahren goss Cochlaeus 1529, nachdem er zum Hofkaplan Herzog Georgs von Sachsen in Dresden ernannt worden war, seine gesammelten Hassvorstellungen in eine Schrift, die Luther als vielfachen Ausbund des Bösen inszenierte: Er sei angemaßter Kirchenlehrer und ‑führer, Schwärmer, Türkenfreund, personifizierter Unglaube, Prediger des Pöbels, falscher Prophet und Aufwiegler der bäuerlichen Massen (Kat. Nr. 22).84 Später verfasste Cochlaeus als erster eine umfassende Geschichte Luthers, beruhend auf dessen Schriften,85 die im Grunde das frühe Bild bestätigte: Luther wird kraftvolle Predigt, Begabung bei der Übersetzung und im Verfassen von Erbauungsbüchern zugestanden, doch habe er letztlich zu öffentlichem Aufruhr und Zerstörung der Kircheneinheit beigetragen.86

Eine randständige Stimme im Echoraum ist die des Radikalreformers Sebastian Franck (1499–1542/43).87 In Vorwegnahme Gottfried Arnolds ist für Franck der Ketzer ein Ehrentitel und jede kirchliche Institutionalisierung beklagenswert. Sechs Jahre nach dem Bauernkrieg hält er in der Vorrede zu seiner Chronica eine scharfe Adelskritik aufrecht. Jede, auch die zeitgenössische Kirche betrachtet er wie ein Wissenschaftler als fremdes Objekt unter der Lupe. Das Luthertum ist wie alle anderen Kirchen eine Sekte, die sich im Besitz der Wahrheit wähnt.88 Die Vergottung der Bibel als „papiernen Papst“ durch die Lutheraner sei ein Fehler.89 Die Figur Luther ist in der Kirchengeschichte eine neben anderen, auch wenn sie vergessene Wahrheiten wieder zu Tage brachte – das taten allerdings auch andere Reformatoren. Luther reagierte sehr scharf auf Franck.90 Eine nachhaltige Modulierung des Lutherimages konnte Franck auf Grund seiner Sonderposition jedoch nicht erreichen.

Luther als Monument und Gotteswerkzeug: Das späte 16. und das 17.  Jahrhundert

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verfestigte sich das Lutherimage weiter. Seine Lehre erfuhr eine Kanonisierung. Lutherbiographien wurden nun in die Tradition mittelalterlicher Heiligenviten gestellt, um eine lutherische Identität durch Abgrenzung von den anderen Konfessionen zu fundieren.91 Dabei galt Luther als die charismatische Gründungsfigur, die den Bruch mit der verrotteten römischen Kirche der Vorzeit vollzogen habe. In identitätshistorischer Sicht wurde die Hagiographie säkularisiert, um sie regional begrenzten Gruppen eines Konfessionstypus anzudienen, für den konfessionsbegründenden Zugriff aber einer erneuten ‚Verheiligung‘ unterzogen.92 In gut humanistischem Sinn edierte der Leipziger Professor Matthaeus Dresser (1536–1607) in seiner Lutherhistorie Quellen zu dessen Vita; im Vorwort richtete er aber die Lektüre auf eine Abgrenzung zu Calvinisten und Zwinglianern aus.93 Neuen Schwung bekam die Erinnerungskultur mit dem ersten großen Reformationsjubiläum 1617, das in den konfessionell geprägten Universitätsjubiläen94 ein Vorbild hatte und als Konkurrenz zum römischen Jubeljahr entstanden war.95 Vordem gab es bereits Feiern zur Übergabe der Augsburger Konfession oder zum Martinstag als Luthers Geburtstag. Der 31. Oktober wurde aber erst 1617 zu einem überregionalen Festtag.96 Noch einige Jahre zuvor changierte das Datum zwischen dem 1. November97 oder wurde gar ins falsche Jahr verlegt wie durch Georg Mylius (1548–1607), der in einer Predigt das Ereignis vermutlich auf Grund einer falschen Rückberechnung einer Aussage Melanchthons in das Jahr 1516 rückte.98 Den Ablauf der Gottesdienstfeierlichkeit in Sachsen regelte eine Verordnung des Kurfürsten Johann Georg I. Sie bezeichnete Luther nicht nur als Werkzeug Gottes, sondern in Verweis auf Offb 14,6–12 die Reformation als Vollzug des biblischen Heilsplanes.99

Eine besondere Note besitzt die Jubiläumsrede von Joseph Clauderus (1586–1653), der die Reformation ganz im Sinne Melanchthons für ein Bildungsereignis hält, das die scholastischen Lehrirrtümer, die auf mangelnden Sprachkenntnissen beruhten, beendet habe.100 Nie blühte die Latinitas mehr als nach der Reformation, durch die der Humanismus vollendet wurde.

Diese Herleitung der Reformation findet sich auch bei dem Adelberger Generalsuperintendenten Lucas Osiander (1534–1604), der einen (mehrbändigen) Auszug aus den Magdeburger Zenturien herstellte,101 als auch bei dem Rostocker Professor und Melanchthonschüler David Chytraeus (1530–1600), der in seiner großangelegten Chronik Saxonia dem westfälisch-niederdeutsch-sächsischen Raum eine präreformatorische, germanisch fundierte Frömmigkeit und Bildungsnähe attestierte, sichtbar in der blühenden Klosterschulkultur, die die Reformation wieder erweckt und zu ihrer alten Bestimmung geführt habe.102 Diese Einschätzung scheint unmittelbar mit der Profession der Autoren zu korrelieren, handelt es sich doch um Vertreter der Bildungselite bzw. des gebildeten Klerus, die dem bürgerlichen Aufstieg in Rats- und Amtspositionen mittels Wissen und Expertentum das Wort redeten. In diesem Sinn ist der Erfolg Luthers und der Reformation ein Ergebnis humanistischer Philologie und historischer Bildung, die mittels Freilegung der wahren Quellen der alten Scholastik und ihren verdrehten Lehren den Garaus machten.

Chytraeus gemeindet daher auch Erasmus in die Gemeinschaft reformatorischer Gelehrter ein, der zudem den wahren Gottesdienst und das Ende des Aberglaubens befördert habe, ohne auch nur den Hauch eines Dissenses mit Luther zu erwähnen.103 Die Reformation wurde ihm zufolge durch den Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 ausgelöst. Wenn Chytraeus schreibt, dass Johannes Sleidan am 31. Oktober 1556 und damit am 39. Jahrestag des Thesenanschlags gestorben sei, scheint sich eine Art Gedenktag herausgebildet zu haben.104 Luther wird als ein mit Talent, Geist, Mut, Eloquenz, Weisheit und übermenschlichen Fähigkeiten begabter Heros gezeichnet, seine Tat ist göttlich inspiriert („divinitus Lutherum excitatum“).105 Luthers Tod beschreibt Chytraeus sachlich, seine Folgen aber sind – wie für die Zenturiatoren – metaphorisch verklärt, denn mit seinem Ableben habe die Einigkeit des Luthertums aufgehört: „concordiam & constantiam docentium in ecclesijs, confessionem ipsius secutis, secum abduxit“ – „die Eintracht und Beständigkeit der in den Kirchen Lehrenden, die dem Bekenntnis folgten, hat er mit sich hinweg genommen“.106

Eine stärker heroisch-metaphorische Interpretation erfährt die Lutherfigur in Chytraeus’ Geschichte der Augsburger Konfession.

Aber wie ein fels sich vor keinen sturmwinden/ noch Meeres wellen bewegen und umbwerffen leßt: also ist D. Luthers hertze/ welches von Christlichem eyver fur die Göttliche warheit brandte/ durch diese Donnerstreich nicht erschrocken und verzaget/ sonder mit größerem bestendigerem Heldenmut und vertrawen auff Gottes wort und warheit/ durch den Heiligen Geist/ sonderlich erwecket und gestercket […].107

Alle üblichen, religiös konnotierten Metaphern sind versammelt. Deutlich wird, dass ihr Einsatz von der Textgattung abhängt: hier ein kirchen- und dogmenhistorischer Bericht, dort Profangeschichte.

Die heilsgeschichtliche und religiös-metaphorische Deutung Luthers verlor also nicht an Gewicht. Das Gegenteil scheint der Fall. Für Glocker wie Mylius wurde das göttliche „Rüstzeug“ Luther erweckt, als die Zeit für die Reformation und die Restaurierung des Gotteswortes erfüllt war.108 Glocker betont die göttliche Sendung Luthers, dessen Erscheinen die Heilige Schrift prophetisch legitimiere – wobei sich Glockers Argumentationen in einem sich selbst beweisenden Zirkelschluss bewegen: Nie habe es mehr Schriften als durch Luther gegen die Hure Babylon, das Papsttum, gegeben; Papsttum und Türke seien die in 2 Thess 2 geoffenbarten Figuren des Antichrist und des Kindes des Verderbens etc.109 Einer Kanonisierung von Luthers Lehre redete der Helmstedter Professor Nikolaus Selneccer (1530–1592) das Wort.110 Für ihn war Luther ein „Organum und Gefess“ Gottes, ein „unwilliger Evangelist“, inspiriert durch den Heiligen Geist, der als erster in der Liste derjenigen aufzuführen sei, die die Ketzereien und Irrtümer Roms bekämpft haben. Deshalb gelte: „Was Lutherus einmal gelehrt | Bey dem bleiben wir unverkehrt.“111

Matthias Hoë von Hoënegg (1580–1645), später kursächsischer Hofprediger, meinte, es sei zwar nicht die Seele des Elias in Luther gefahren, erkannte aber Übereinstimmung von Luthers Namen, Person, Lehre und Gaben mit denen des Elias. Sein Wunderwirken habe gar den Schmalkaldischen Krieg aufgehalten.112 Der Rostocker Professor Johannes Tarnow (1586–1629) vergleicht Elias, Johannes den Täufer und Luther als die drei Eliae („tres Eliae“) hinsichtlich des Beginns, Fortgangs und Ausgangs ihres Lebens: Alle drei seien Unbekannte, die aus einem unbekannten Ort stammten, wirkten als Werkzeuge Gottes und hatten ähnlich mächtige Feinde.113 Matthias Pohlig meint, die Elias-Prädikation changiere zwischen Metapher (Luther sei wie Elias) und Metamorphose (Luther ist der heilsgeschichtlich zurückgekehrte Elias) und damit gleichsam „zwischen Realpräsenz, gar Transsubstantiation“ und „symbolischem Memorialismus“.114

Ursache für die Kanonisierungsbestrebungen sind die Glaubensstreitigkeiten und heftigen beiderseitigen Anfeindungen des konfessionellen Zeitalters, die in zunehmender Intoleranz die eigene Lehre als einzige Wahrheit gegen teuflische Irrtümer der Gegenseite absichern sollten. Für diesen Zweck genügt nicht mehr ein herkulischer oder metaphorisch-prophetischer Luther. Die biblischen, vor allem apokalyptischen Identifikationen sind gleichsam inkorporiert. So schreibt Hoënegg in einem Geleitwort zu einer dogmatischen Kontroversschrift des Zittauer Predigers Erasmus Willich (1584–1642),

daß der Engel (Lutherus) mit dem Evangelio, mitten durch den Himmel geflogen/ Apocal. 14 cap. und daß er viele 100 000. Seelen/ aus der papistischen Finsterniß/ mit der Klarheit seiner reinen Göttlichen Lehr/ errettet […] Nichts desto weniger ist er ein rechter Simson gewesen/ der beyde Seulen/ des Antichristischen Reichs eingerissen hat […].115

Das Bild von Luther als apokalyptischem Engel nimmt Willich auf, indem er eine Klage des römischen Kardinals Bellarmin umkehrt:

Denn was meynet Bellarmin anders/ wenn er […] schreybet […]: ‚Wem ist verborgen/ daß die Lutherische Pest […] erstlich in Sachsen/ bald in gantz Deutschland eingenommen/ von dannen biß nach Mitternacht und gen Morgen gewandert/ und Dennemarck/ Norwegen/ Schweden/ Gothen/ Ungern verzehret/ dann mit ubermäßiger Geschwindigkeit gegen Abend und Mittag gebracht worden/ Frankreich und Engelland […] endlich aber das Alpgebirge bis in Welschland durchdrungen.‘ Sollte das nicht ein fliegender Engel seyn? […] Dieser Engel/ so wir die Historien auffschlagen/ wer wird es anders seyn denn Lutherus?116

Vorbereitet wurde diese Lesung bereits in den Apokalypsekommentaren der 1560er und 1570er Jahre. Während Luther selbst in den Engeln der Apokalypse eine Figuration des Evangeliums sah, Chytraeus diese als die Gesamtheit der Lehrer des Evangeliums personifizierte, setzte sich allmählich, zuerst bei Victorinus Strigel (1524–1569) und Johannes Wigand, die Lesart durch, dass der zweite Engel aus Offb 14,8, der den Fall der Hure Babylon verkündet, eine Prophezeiung Luthers sei.117 Willich überführt Luther in einen Heiligenstatus: „Ja diese Lehre/ diese schriftgemäßige und Wahrheitliebende Tomi verursachen alle Rechtgläubige/ daß sie nicht anders können des Herrn Martini Lutheri S. Person/ Ampt und Beruff […] zu veneriren“.118 Diese Heiligung ist, wie Willich in schöner barocker Anapher darstellt, nicht von Menschen an Luther herangetragen, sondern kraft seines Wortes von Gott gegeben:

Ist doch Lutherus der Mann/ den Gott mit seinem heiligen Wort geheiliget. Ist er doch der Mann/ auff den so viel Propognostica gezielet. Ist er doch der Mann/ den Gott wunderlich geführet und geschützt. […] Ist der doch der große Wunder-Mann/ welcher mit dem einigen Wörtlein (der Glaube an Christum) alle Indulgentias und Krämerey des Pabsts umbgestossen.119

Die eigene Übersteigerungsrede scheint den Lutheraner Willich zu erschrecken, denn gleich darauf schränkt er ein: „Zwar/ dass wissen wir wol/ daß er (wie sonst kein Mensch) kein heiliger Engel gewesen.“120 Luther erscheint in zwei Naturen: Einerseits bleibt er der adamitische Mensch, seine Fehler verweisen auf das „krumme Holz“, aus dem er geschnitzt ist, andererseits ist er der von Gott geheiligte Wundermann, an dem die Feinde abprallen, der personifizierte Elias und Engel der Apokalypse, durch den Gott die Wahrheit verkündete. Es ist die Unterscheidung in „Fleisch“ und „Geist“.121

Wahrscheinlich muss man diese Kulmination der heldisch-hagiographischen und religiösen Lutherverehrung auch der Situation im Dreißigjährigen Krieg zurechnen, in dem die Figur Luthers als deutscher Prophet einer Alltagsbewältigung im Modus der Apokalyptik diente. Der Nürnberger Prediger und Stadtbibliothekar Johann Saubert (1592–1646) erinnerte an Luthers Warnungen vor dem künftigen Verfall der Kirche und erkannte in ihnen einen Bußruf, der auf die Untergangsszenarien der Gegenwart verweise.122

Zumindest vor dem Krieg gab es aber auch noch die analytischeren und rational-abwägenden Stimmen. Der Jenaer Theologieprofessor Johannes Gerhard (1582–1637) verteidigte ebenfalls die lutherische Lehre gegen Angriffe, aber er beurteilt die Kontroversen, auch wenn sie die biblische Wahrheit zum Gegenstand haben, differenziert als innerweltlichen Theologenstreit. Für ihn gehen Luthers Worte und dessen Berufung nicht auf eine Offenbarung zurück. Luther selbst habe dies abgelehnt.123 Stattdessen verweist Gerhard, ganz im Sinne der nun auch lutherisch waltenden Amtskirche, auf die mittelbaren Berufungen durch Priesterordination, kurfürstliche Zustimmung zur Übernahme einer Pfarrei und Doktorat.124 Dennoch habe Luthers Berufung angesichts der enormen Aufgabe der Reformation und des Kampfs gegen den Antichrist eine außergewöhnliche, heroische Seite, die aber nicht mit der der Apostel übereinstimmte. Diese Gnadengaben, wie die tiefgründige Schriftauslegung, seine Gelehrsamkeit, Sprachgewandtheit und Urteilsschärfe, unterzieht Gerhard sofort einer Systematisierung.125 Er dimmt die Diskussion in gewisser Weise auf ein innerweltlich-rationales Erklärungsniveau herunter.

Die universal angelegte Geschichtsschreibung der Jahrhundertwende beruhte weiter auf der danielischen Lehre von den vier Weltreichen und dem Translationsmodell. Die Antichrist-Werdung der römischen Kirche ging einher mit der Etablierung des Papsttums unter Bonifatius III.126 Die Reformation fand mehr oder weniger Erwähnung – meist nur, wenn sie Gegenstand der Verhandlungen auf Reichstagen wie in Augsburg 1518, Worms 1521 oder Augsburg 1530 war oder sich die Gelegenheit zu einem knappen Bericht über die Veränderungen in der Kirche fand.127 Die Schilderung ist nüchtern, da sich viele Autoren der Position des unparteilichen Erzählens hingeben, die Figur Luthers tritt zurück. Viele Autoren wie Elias Reusner (1555–1612) und Michael Neander (1525–1595) schieden die Kirchengeschichte ganz aus ihren Erzählungen aus.128

Spezialstudien gingen einen anderen Weg. In seiner historischen und ethnographischen Untersuchung über christliche, jüdische und heidnische Feiertage, die elf Auflagen erreichte, suchte der Leipziger Professor Matthaeus Dresser auch eine lutherische Festkultur zu etablieren.129 Diese akademische Abhandlung erlaubt eine stärkere theologische und historische Differenzierung, institutionalisiert aber zugleich das Luthergedächtnis. Zum Martinstag am 11. November ist Luthers Vita aufgeführt,130 innerhalb derer wiederum der Thesenanschlag („propositiones […] foribus templi publice affixit“) am 31. Oktober hervorgehoben erscheint.131 Das Leben wird ausführlich dargestellt inklusive der schweren Krankheit 1537. Dresser zeichnet Luther als keineswegs stoischen, sondern freundlichen, zugewandten und frommen Mann, der aber sehr hart gegen „fanaticos“ agieren konnte.132 Melanchthon und Luther scheinen versöhnt. In den späten Regentschaftsjahren von Kurfürst August (1526–1586, Regentschaft 1553–1586), der als Unterstützer Melanchthons und der Philippisten gegen den Flacius-Kreis begann, dann aber zu einem Verfolger der sogenannten Kryptocalvinisten wurde, denen er die Philippisten hinzuzählte, wurde Melanchthon nahezu tabuisiert, doch schlug diese Entwicklung unter seinem Nachfolger Christian I. (1560–1591, Regentschaft 1586–1591) wieder um. Der philippistischen Restauration mit Annäherung an den Calvinismus, deren Gesicht der Kanzler Nikolaus Krell (1550–1601) war, wurde aber schon unter Christian II. (1583–1611, Kurfürst 1591, Regentschaft 1601–1611) bzw. der Regentschaft von Johann Wilhelm von Sachsen-Weimar (1562–1602) ein Ende bereitet, was aber nun nicht mehr mit einem Verschweigen Melanchthons einherging, sondern mit seiner nahtlosen Integration in den Kosmos des orthodoxen Luthertums.133 Unter diesen Bedingungen schrieb Dresser seinen Traktat.

Betreten wir noch einmal den Echoraum. Der katholische Prediger und spätere Professor am Collège de Navarre, Gabriel du Préau (lat. Prateolus, 1511–1588) verfasste eine Häresiegeschichte, die das Luthertum als eine von vielen Ketzereien in eine lange Reihe von Kämpfen der wahren, römisch-katholischen Kirche mit dem Satan einordnen sollte.134 Wie die Magdeburger Zenturien, unterteilt er die Häresien nach Jahrhunderten. Die aktuelle Kirchenspaltung herunterspielend, hätten die Ketzereien des 4. Jahrhunderts in Wucht und Auswirkung die der Gegenwart weit übertroffen – eine Ansicht, die sich nicht als tragfähig erweisen sollte. Um die Unordnung und Uneinigkeit der Gegner zu diffamieren, teilt er sie in „Lutherani“, „Semi-Lutherani“ und „Antilutherani“, eine Gruppe, die die radikalen Reformatoren umfasst, ein. Melanchthon sei Begründer der „Melanchthoniani“, Flacius der „Illyricani“, die angeblich die Häresie des Arius erneuert hätten. Luther ist Ursprung der Zersplitterung, da in ihm und seiner unsteten Art alle Varianten der Abweichung von der reinen Lehre angelegt seien. Die Idee, im Luthertum oder seinen Spielarten einen neuen Arianismus zu sehen, also die Negierung des göttlichen Wesens Christi, nahm auch Willem van der Lindt (1525–1588) auf, der Luther als Lehrer der angeblichen Arianer Kaspar Schwenckfeld (1490–1561) und Johannes Calvin (1509–1564) bezeichnete.135 Für den Ingolstädter Juristen Heinrich Canisius (1557–1610) brach mit Luther gar die Herrschaft der Dunkelheit an.136 Das Mittelalter dagegen sei kein „regnum tenebrarum“ gewesen, sondern habe eine Blüte des wissenschaftlichen Lebens gezeigt – eine komplette Verkehrung des humanistischen Weltbildes, das bei genauer Sicht aber mit den das Kaisertum des Mittelalters verherrlichenden Geschichtskonzeptionen einiger deutscher Humanisten in eins fällt. Der Jesuit und Mainzer Professor Serarius (1555–1609) stellt dem heiligen Bonifatius als Vertreter der Tradition und Sukzession die Alternative Luther als einen „novator“ gegenüber, einen Neuerer im Sinne eines Zerstörers der überlieferten Ordnung137 – eine Sichtweise, die bereits Kardinal Cajetan in seiner Auseinandersetzung mit Luther vor und nach dem Gespräch in Augsburg 1518 entwickelt hatte. Die katholische Geschichtsschreibung schwankte zwischen herkömmlicher Polemik und dem – missglückten – Versuch einer kirchenhistorischen Einordnung der lutherischen Häresie.

Eine wirkliche Neubewertung erfuhren Reformation und Luther aber in der calvinistischen Geschichtsschreibung. Der Genfer und spätere Leidener Theologieprofessor Friedrich Spanheim d. Ä. (1600–1649) ließ in seiner Abhandlung Geneva restituta (1635) den Glaubensstreit hinter sich. Er beschrieb Luther zwar weiterhin als Heros und deutschen Elias, der aber nicht allein, sondern gemeinsam mit Zwingli, Oekolampad und Calvin die Tür zu einer neuen, unvermittelten und direkteren Religionsausübung aufgestoßen habe, wobei er sogar der Entwicklung im calvinischen Genf angesichts der anfänglich quasi-diktatorischen Verhältnisse mit Misstrauen begegnet.138 Der Aspekt einer freien Religionsausübung bekommt vermehrtes Gewicht. Sein Sohn Friedrich Spanheim d. J. (1632–1701), bedeutender Kirchenhistoriker und Professor in Heidelberg und Leiden, geht einen Schritt weiter. Ähnlich wie bereits Johannes Gerhardt legt er dar, dass die Reformatoren nicht einer prophetischen Berufung folgten, sondern dass diese kirchenamtlich ordentlich erfolgt sei. Das Göttlich-Außerordentliche war ein Zusatz. Wunder bestanden im Erfolg der Predigt oder der Bekehrung der Völker, die auf rationaler Exegese beruht habe.139 Die im Einflussgebiet des niederländischen und französischen Rationalismus liegende calvinistische Kirchengeschichtsschreibung widmete sich stärker den innerweltlichen Kausalitäten und rationalen Erklärungsmustern in der Ausbreitung der Reformation und den Handlungsmustern ihrer Protagonisten. Ein innerprotestantischer Toleranzgedanke brach sich Bahn.

Luther als Ketzer und Mensch: Die Auseinandersetzung zwischen Pietismus und Orthodoxie

Die bedeutendste Darstellung der Geschichte des Luthertums in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vor Gottfried Arnold stammt aus der Feder des Juristen und Privatgelehrten Veit Ludwig Seckendorff (1626–1692) und ist eine Reaktion auf einen Frontalangriff auf die protestantischen Kirchen. Der Jesuit Louis Maimbourg (1610–1686) hatte seine Histoire du Lutheranisme (1680), die quellenmäßig auf Cochlaeus’ Historia Lutheri beruht, im Sinne des gallikanischen Kirchensystems verfasst, das für eine dem König untergeordnete Nationalkirche plädierte.140 In diesem Sinne sollten die protestantischen Kirchen unter das Dach der Nationalkirche subsummiert werden. Maimbourg spielte die Krisensymptome der Kirche im frühen 16. Jahrhundert herunter, attestierte ihr stattdessen einen passablen Zustand. Luther, ein unbedeutender Mönch, habe aus Ruhmsucht und mit Hilfe einer Propagandamaschine auf der Basis der neuen Druckmedien eine Krisensituation geschaffen, die, auch durch ungeschickte Reaktionen der Gegenseite, das Schisma hervorgerufen habe.141 Luthers Wirken gliche einer Rebellion und Revolte gegen Papst und Kaiser.142

Seckendorff, zu der Zeit Kanzler im Herzogtum Sachsen-Zeitz, sah in dem Werk einen Angriff auf das Luthertum, der sich in das Gewand einer wissenschaftlichen Abhandlung kleidete, tatsächlich aber nicht auf einer Auswertung von Originalquellen beruhte, sondern auf verfälschenden Aussagen von Luthergegnern.143 Zur Quellenbeschaffung initiierte Seckendorff ein umfassendes Korrespondenznetz.144 Er lässt die Quellen sprechen und berichtigt auf diese Weise eine Reihe von Fehlern Maimbourgs. Das Hauptgewicht liegt auf den ersten sieben Jahren der Reformation, ihrer jugendlichen Blüte („floridissimam veluti iuventam renascentis Christianae religionis“), als sie wie ein Blitz („veluti fulgur“) in die Länder Europas fuhr und Luther einem mythischen Held gleich mit übermenschlichen Kräften begabt allein gegen die übermächtige römische Kirche und alle Gefahren kämpfen musste. Selbst der Kurfürst habe ihn nur ängstlich und verstohlen geschützt („trepidum quippe & veluti furtivum“).145 Luther ist ein Heros, aber ein weltlicher. Der Grobianismus in seinen – in der Überlieferung unverbürgten – Tischgesprächen sei zeittypisch.146 Seine Hauptleistungen sind die Bibelübersetzung und die auf Studium beruhende Kenntnis und Auslegung der Heiligen Schrift.147 Die Veränderung der Reformation aber beruhte auf der Macht der Wahrheit148 – Seckendorff verfällt ihr als der zentralen Transzendentalkategorie der Frühaufklärung. Was aber aus Luthers Berufung auf das eigene Gewissen kommt und zugleich darüber hinausweist, ist die Bitte um Toleranz:

Haec enim ex verbo Dei suoque intelligit testimonio, quod sua quisque fide vivat“. – „Denn dies erkennt er aus dem Wort Gottes und dem eigenen Zeugnis, dass jeder in seinem Glauben lebt.149

Einen Schritt weiter geht der Pietist Jacob Philipp Spener (1635–1705). Für ihn ist Luther ein Glaubenszeuge, der auf demselben Niveau wie Johann Arndt (1555–1621) und Johannes Tauler agierte.150 Er steht Stufen unter den Aposteln, seine Erleuchtung ist nicht unmittelbar, gerade in seinem harschen Stil zeige sich seine durchschnittliche Menschlichkeit. An Bildung habe Melanchthon ihn überragt. Luther habe Sprachgewalt besessen, sein größtes Verdienst sei aber die rechte Behandlung und Auslegung des Evangeliums.

Damit bereitete Spener den Weg für die umwälzende Kirchengeschichtsschreibung Gottfried Arnolds (1666–1714).151 Er war von Spener als Hauslehrer nach Dresden vermittelt worden, doch auf seiner nächsten Anstellung in Quedlinburg (seit 1693) entwickelte er sich vom Pietisten zu einem radikalen Spiritualisten. Seine Professur in Gießen beendete er 1698 nach nur einem Jahr „aus Eckel vor dem hochtrabenden ruhmsüchtigen Vernunfft-Wesen des Academischen Lebens“.152 Warum auch immer, er sagte sich später von seinem Individualismus los und wurde Superintendent in Perleberg.

Seine Kirchengeschichte ist nichts anderes als ein Paradigmenwechsel. Die institutionalisierte Kirche als Trägerin öffentlicher Gewalt und Ordnung ist zugleich Urheberin des Abfalls von der Reinheit der Lehre und der Wahrheit, ihre Geschichte ist stets auch Katastrophe und Verfall. In diesem Untergangsszenario spürt Arnold die Zeugen der Wahrheit auf, die Ketzer im System. Das Unparteiische hat Arnold von Pierre Bayle (1647–1706) übernommen. Es dient der Abkehr des Autors von den Glaubensstreitigkeiten und einem Rückzug auf einen überkirchlichen Standpunkt, zugleich als Ausweis der Objektivität der eigenen Geschichtsschreibung. Nicht nur die Kirchen, sondern auch die Ketzer werden mit Vorbehalt betrachtet.

Die Reformation umfasst das 5. von insgesamt 34 Kapiteln der 16. Zenturie und ist, etwas unübersichtlich, hinter den Abschnitten über die Päpste und Kaiser der Zeit sowie nach dem Schmalkaldischen Krieg eingeordnet. Die Ursachen für die Reformation sind komplex, der Ablasshandel nur eine unter vielen. Wenn Arnold vom Überhandnehmen der Priester spricht, zumal man „in ihren händen selten den Psalter/ wohl aber offte die zinß-bücher und rechnungen“153 sah, dann spart er die sozioökonomischen Wurzeln nicht aus. Auch die Reformbemühungen setzten nicht plötzlich ein. Arnold nennt Wessel Gansforth, Johann Geyler von Kaysersberg, Johann Creutziger, Johannes Reuchlin, Ulrich von Hutten und Zwingli, der schon 1516 aus der Bibel gegen das Papsttum predigte, als Vorläufer, ebenso sei Erasmus bereits 1522 von Urbanus Rhegius (1489–1541) für seine Arbeit am Neuen Testament als „erste[r] urheber der wiederbrachten Theologie“ bezeichnet worden.154

Darüber, ob Luther und Zwingli als Apostel anzusehen seien, herrsche Streit. Luther sah sich nur als Doktor der Theologie. Letztlich scheint für Arnold unbestreitbar, dass Luther „auch die jenige krafft des Geistes u. erleuchtung genossen u. gerühmet/ welche ihm in particular-puncten u. sonderbaren fällen eine regel und gewißheit gaben.“155 Allerdings sei er „zu der erkäntnis […] von den Päbstl. irrthümern […] stuffen weise gekommen“156 – auch hier kein Blitz oder Platzregen. Anlass, nicht Ursache, waren die Ablasspredigten Tetzels, deren Missbrauch er mit einer Appellation an den Papst abstellen wollte. Arnold kennt natürlich den Thesenanschlag, der erfolgte, weil Luther bischöflich nicht gehört wurde. Er beschreibt die folgenden Stationen – das Verhör durch Cajetan, das Verbrennen seiner Schriften durch die Universität Löwen, den päpstlichen Bann – aus der Perspektive des Ketzers und Verfolgten Luther, der sich mit Spott wie bei der Verbrennung der päpstliche Bulle am 10. Dezember 1520 vor dem Wittenberger Elstertor wehrte: „Er wurde auch immer muthiger und getroster/ je mehr die lästerer auff ihn loß stürmeten. Und gehets allzeit so/ daß der grimm und die hitze der feinde jedem verfolgten theil auch hefftigkeit und härte erwecket“.157 Das Exil auf der Wartburg mit dem Patmos des Johannes zu vergleichen, lehnt Arnold ab. Er erkennt, dass Luthers Kampf gegen die weltliche Macht des Klerus und die Beschneidung ihrer Renten die Partnerschaft mit den Fürsten erleichterte, dass dies aber in der Folge zu fürstlichem Eigeninteresse führte. Die Bekehrung erfolgte nicht im Herzen. Im Rekurs auf Seckendorff lobt Arnold die ersten sieben Wirkjahre des Reformators, der damals „ein vortrefflich bildniß eines Evangelischen wahren Christen und Lehrers“ und ein „theures werckzeug seiner gnaden“158 gewesen sei. Die göttlichen Gaben liegen in der kräftigen Art der Verkündigung, seiner Redegewalt und Demut. Luthers Disziplin und einfache Art mögen vom frühen Klosterleben bestimmt sein. Zudem sei er offenherzig, frei, ohne Verstellung, genügsam, unbestechlich und redlich gewesen, doch seien auch die Schwächen des Mannes zu nennen, ohne „dieses herrliche werckzeug zu schwärtzen“.159 Dennoch führt Arnold sie auf. Luther sei leider im Besitz „eines feurigen/ hefftigen gemüths“ gewesen, was er selbst als Gebrechen beklagt habe.160 Er führt eine Reihe von Beleidigungen auf: Den Erzbischof von Magdeburg habe er „einen Teuffel/ Scheiß-Bischoff (salvia venia) falschen verlogenen mann/ verdammten heillosen Pfaffen“ genannt, worauf es Beschwerden des Kurfürsten von Brandenburg und des hessischen Landgrafen Philipp gegeben habe.161 Cochlaeus war nur „Dr. Rotzlöffel“, Herzog Georg hieß er „den thörichten Narren/ einen Bauren/ Teuffels-Apostel“.162 Für den Pietisten Arnold ist zudem Luthers übergroße „welt-liebe“ und seine Hinneigung zu Essen, Musik und Geselligkeit tadelnswert. Dies sei schwer mit der Kreuzigung des Fleisches zu vereinbaren.163 Schließlich bekommt seine Käthe auch ihren Verweis: Sie war einerseits eine gute und treue Ehefrau, doch auch herrschsüchtig und hochmütig. Schwerer noch wiegt, dass Luther theologische Fehler beging, denn er hielt den Jakobusbrief für „zusammen geflickte lehre von mancherley stücken“ und lehnte lange die Offenbarung als unkanonisch ab.164

Daher sei die Vergöttlichung Luthers durch seine Anhänger falsch, die noch heute am Aberglauben im gemeinen Volk messbar sei wie am Reliquienkult um sein Haus, „biß es Gott zu einem sonderbahren zeugniß verbrennen lassen. Man hat ja sonderlich von der säule darinnen viel 1000. splitter abgeschnitten/ die vor zahn-weh und andere gebrechen helffen sollten“.165 Dass Luther als Apostel bezeichnet wurde, sei dem historischen Kontext zuzurechnen. Auch Bugenhagen galt als „Pommerische[r] Apostel“.166 Nach seinem Tod sei er entgegen protestantischer Praxis als heiliger und göttlicher Mann, als letzter Elias, in Auslegung von Offb 14,6 gar als Engel des Evangeliums bezeichnet worden. Er werde verherrlicht, nur weil er Dinge tat, die die meisten Menschen nicht wagten.

Arnold und andere Pietisten leiteten Luthers frühe Theologie aus der Mystik ab und meinten, dass für Luther die Kirche keine äußerliche Institution sei, sondern Glaubensgemeinschaft der Erleuchteten mit Christus. Eine Gemeinde bildeten diejenigen, die mit Ernst Christen sein wollen und echten Glauben zeigten, das heißt die Erlösungstat Christi mit dem Herzen ergreifen.167 Arnold nimmt Partei für die Dissidenten gegen die große „Sekte“ Kirche, was einen Erwiderungssturm orthodoxer Theologen hervorrief.168 Sie stützten ihre Argumentation auf Luthers Forderung nach reiner, schriftgemäßer Lehre und geordnetem kirchlichen Lehramt. Die Wittenberger Disputation Moritz Wilhelm Wagners (um 1685–1740) unter dem Vorsitz von Caspar Löscher (1636–1718)169 stellte Luther nicht als Meister evangelischer Wahrheit dar, sondern als deren Diener. Er sei nicht Begründer der Lehre, sondern ihr Reiniger. Luthers Lehrmeinung stimme mit der Lehrmeinung der symbolischen Bücher der Kirche überein. Anders als es die Pietisten behaupten, sei das Amt unabhängig von der Würdigkeit der Person. Caspar Löschers Sohn, Valentin Ernst Löscher (1673–1749),170 Superintendent in Dresden und einer der wichtigsten Vertreter der späten Orthodoxie mit großen Verdiensten um die Veröffentlichung reformatorischer Quellen, versuchte sich an einer Rehabilitation, indem er Luthers Ernst vor der Wahrheit und Respekt vor Gottes Wort heraushob und damit seinen Eifer gegen die Gegner und Abweichler erklärte.171 In Karlstadt habe Luther allein den Teufel gesehen, der durch ihn spreche. Laut Bugenhagen sei Luther leutselig und ohne Heuchelei gewesen, und nach eigener Aussage habe er nur seiner Feinde Bestes und Seligkeit gesucht. Was schließlich seine Grobheit betrifft, sei zu sagen, dass Gott seine Heiligen mit Fehlern versehe, damit sie sich nicht selbst über andere erhöben.

Bei dem Gothaer Bibliothekar Ernst Salomon Cyprian (1673–1745), der eine Reihe von handschriftlichen reformationsgeschichtlichen Quellen edierte, tritt der Reformator hinter sein Werk zurück. Der fehlerhafte Mensch Luther steht dem alten Bild vom Werkzeug Gottes gegenüber.172 Luthers Grobianismus sei Ausdruck der rohen Manieren des 16. Jahrhunderts.

In ihrem Bestreben, den aufbrandenden Pietismus zurückzudrängen, gingen die Vertreter der lutherischen Orthodoxie in eine Offensive der Publikation reformationsgeschichtlicher Quellen, von der noch heute die moderne Forschung profitieren kann. Doch sollten sich ihre Argumentationsmuster, die Figur Luther in Mensch und Gotteswerkzeug bzw. in Fleisch und Geist zu teilen, bald als überholt erweisen.

Luther als historische Figur: Die Aufklärung

Johann Georg Walch (1693–1775) gilt als Repräsentant der „Übergangstheologie“ zwischen Orthodoxie und Aufklärung, was sich auch an seiner Lutherdarstellung festmachen lässt.173 Die Vorsehung Gottes zeige sich in Luthers Biographie und im Ablauf der Reformation. Seine Gaben, sein kraftvolles und mutiges Auftreten und Wirken, die rasante erfolgreiche Verbreitung der neuen Lehre – all dies scheint von Gott gesteuert. Doch der Reformator zerfällt nicht mehr in zwei Figuren. Bei der Beschreibung steht der Mensch Luther im Vordergrund, der weder Prophet noch Wundertäter war. Daher warnt Walch ausdrücklich vor einer Verehrung Luthers. Während die ältere Kirchengeschichte Luthers Austreibung der Philosophie aus der Theologie als eine seiner bedeutendsten und wirkungsvollsten intellektuellen Leistungen würdigte, ist Walch vorsichtiger. Die Trennung der Bereiche und vor allem die Verabschiedung der scholastischen Philosophie aus der Theologie sei zu begrüßen, dennoch war Luther kein Feind der Philosophie. Walch betont die menschliche Größe Luthers und seine Verdienste. Interessant ist, dass er seine Leistungen für den weltlichen Staat hervorhebt. Damit bewegt sich Walch im Denkrahmen aufklärerischer Intellektueller und ihrer praktischen Philosophie von einer Verbesserung des Staates und seiner Einrichtungen in Bildung, Verwaltung, Infrastruktur und Militär.

Eine ebenso wichtige Figur, die das pietistische Lutherbild in die Aufklärung überführte, ist der Helmstedter Historiker Johann Lorenz Mosheim (1693–1755). Seine Geschichtsschreibung drängt die konfessionell-dogmatische Perspektive zurück. Kirche ist eine Gemeinschaft von Menschen, die sich „nach Christus nennen“.174 Kirchen und Sekten sind von Stiftern begründete Parteiungen. Diesen Begriff benutzt Mosheim nur noch äußerlich, er trägt nicht mehr eine innere Kennzeichnung wie bei Arnold, sondern weist auf die politisch-ideologischen Kampffelder hin. Mithin ist die Kirche eine große, erfolgreiche Sekte, die Irrtümer besiegte.175 Mosheim stellt einen Zusammenhang von dogmatischer und sozialer Dissidenz her.176 Seine Institutiones historiae ecclesiasticae (1755) setzen Epochenschwellen bei Konstantin, Karl dem Großen und Luthers Reformation,177 verzichten aber auf eine göttliche Legitimation des Auftretens Luthers.178 Mosheim betont die menschlichen Eigenschaften des Reformators. Kern seiner Doktrin sei die Lehre von Verdiensten Christi.179 Eine Unterscheidung zwischen dem jungen und dem alten Luther, wie es Arnold und andere Pietisten vornahmen, gibt es bei Mosheim nicht, allerdings schildert er den alten Luther als streitsüchtig. Von den heroischen und heilsgeschichtlichen Bezügen wird die Lutherfigur weitgehend befreit.

Damit bereitet Mosheim das Image der Aufklärung vor: Luther erscheint nun als heller und gelehrter Kopf, als Freiheitskämpfer, Tugendvorbild und fröhlicher Familienvater.180 Das Interesse an Anfechtungen und Ringen um den Glauben im Gebet als auch Kreuzestheologie und Rechtfertigungslehre ist gering. Diese Aspekte verkümmern zu dogmatischen Attitüden.181 Stattdessen entwerfen die Geschichtsbücher nun ein bürgerlich sentimentales Lutherbild. Die große historische Leistung des Reformators habe in seinem Aufbäumen gegen den mittelalterlichen Aberglauben und im Rückzug auf die eigene Überzeugung bestanden. Luther wurde zum „Schutzengel für die Rechte der Vernunft, der Menschlichkeit und christlichen Gewissensfreiheit“.182 Aus der Freiheit des Gewissens erwuchs die Freiheit der Wissenschaft.

Als eine zentrale Figur der Aufklärungstheologie ist der Hallenser Professor Johann Salomon Semler (1725–1791) anzusehen, der Meisterschüler Siegmund Jakob Baumgartens (1706–1757).183 Für ihn behielten nur die theologischen Standpunkte Gültigkeit, die mit einer rückhaltlosen historischen Kritik in Einklang standen. Ob Urchristentum, die Dogmenbildungen der Antike oder die Reformation – Epochen, denen bis dato größere Gottesnähe zugesprochen wurde, waren Semler ebenso historisch wie alle anderen. Sie besaßen Quellencharakter. Eine „Historia sacra“ existierte nicht mehr. Das Urchristentum verlor seine Idealisierung, da der neutestamentliche Kanon ihm in großen Teilen gar nicht bekannt gewesen sei. Dem Fortschrittsoptimismus der Aufklärung entsprechend, sei das Christentum auf Vervollkommnung angelegt, Dogmen dagegen zeitbedingt.184

In seiner Lebensbeschreibung befasst sich Semler auch mit Luther und der Reformation. Weder Luther noch Zwingli hätten vollkommen neue Ideen und Sätze vertreten.185 Dennoch war die Reformation eine Revolution und große Wohltat Gottes. Schon Erasmus habe sie mit der Übersetzung des Neuen Testaments ins Lateinische entscheidend vorbereitet. Das Besondere an der Reformation sei aber die Veränderung der öffentlichen Religionsordnung und der Religionssprache gewesen.186 Sie habe die Freiheit für jeden Laien eröffnet, über christliche Begriffe und die christliche Wahrheit selbst nachzudenken. Semlers Fazit: „Luther hat also wenig getan; es ist aber sehr viel geschehen.“187 Der Mensch Luther habe eine Reihe von Fehlern gehabt, vor allem seine Grobheit, seine Eigenliebe (im Streit mit Zwingli), die brachiale Verurteilung Schwenckfelds. Theologisch unverständlich sei, warum Luther in der Sakramentenlehre die Realpräsenz von Fleisch und Blut der geistlich-symbolischen Genießung gemäß Zwingli vorzog. Daher plädiert Semler dafür, Luthers Werke nur in Auszügen zu publizieren, da viele Schriften Luthers den Lesern seiner Zeit nicht nur nicht nützlich, sondern sogar schädlich seien.188 Richtig sei dagegen Luthers Skepsis gegenüber dem „gemeinen Haufen“, denn ordentlich vollzogen wurde die Reformation erst auf staatlicher, kurfürstlicher Basis mit der Einrichtung der Visitationen und Kirchenbücher.189

Für den Aufklärer Semler liegt Luthers wahres Testament in der Vollstreckung der Toleranz. Der Reformator stehe für Weltoffenheit sowie Erziehung zu Staatsdienst und bürgerlichem Beruf. Im Auftrag Gottes habe der Geistesheld Luther Licht und Freiheit gebracht und den Weg zu freiem Gewissensurteil und zur kritischen Forschung eröffnet. Sogar die aufgeklärte Literatur katholischer Provenienz rühmte Luther als religiöse Natur und seinen Kampf gegen den Ablass, ein heruntergekommenes Mönchtum und die spitzfindige scholastische Theologie.190 Es gab aber auch weiterhin – nun aus aufgeklärter Sicht – eine starke Gegenposition. Michael Ignaz Schmidt (1736–1794) meinte, dass durch Luthers Angriff das alte Religionssystem „so sehr in die Enge getrieben“ worden sei, „daß mehr als zwey Jahrhunderte nöthig waren, bis sie sich wenigstens in Deutschland etwas freier zu atmen getrauten“.191

Eine fast verheiligende Sonderstellung nahm Luther bei Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) ein, doch war es durch genaues Studium ein Leichtes, vermenschlichende Fehler des Reformators zu finden: „Lutherus steht bei mir in einer solchen Verehrung, daß es mir, alles wohl überlegt, recht lieb ist, einige kleine Mängel an ihm entdeckt zu haben, weil ich in der Tat der Gefahr sonst nahe war, ihn zu vergöttern.“192 Letztlich ist Luther eine entscheidende Stufe in der Entwicklung der Geistesfreiheit des Menschen: „Der wahre Lutheraner will nicht bei Luthers Schriften, er will bei Luthers Geiste geschützt sein; und Luthers Geist erfordert schlechterdings, daß man keinen Menschen in der Erkenntnis der Wahrheit nach seinem eigenen Gutdünken fortzugehen hindern muß.“193

Schließlich ein letzter Blick auf Johann Gottfried Herder (1744–1803), der in Luther zuerst den Dichter sah: „Er ists, der die deutsche Sprache, einen schlafenden Riesen, aufgewecket und losgebunden; er ists, der die scholastische Wortkrämerei, wie jene Wechslertische, verschüttet; er hat durch seine Reformation eine ganze Nation zum Denken und Gefühl erhoben.“194 Zur Aufklärung und dem freien Denken trat bei Herder die Empfindsamkeit. Wenn er die Reformation wie alle Revolutionen als ein Samenkorn betrachtet, das vom Licht (des Reformators) geweckt wurde, dann erfährt der Umbruch der Reformation eine geradezu organizistische Beschreibung.195 Luther sei in einem Atemzug mit König Gustav Adolf (1594–1632) und Zar Peter I. (1672–1725) als größte Reformatoren der jüngsten Zeit zu nennen. Damit bestand für Herder die Wirkung des lutherischen Werkes nicht allein auf dem Gebiet der Reformation, sondern ebenso im Politischen und Administrativen.

Der Durchgang durch das Bild Luthers in der Geschichtsschreibung hat nun die Schwelle zum 19. Jahrhundert erreicht. Das von heilsgeschichtlicher Sendungskraft, religiösen Konnotationen und Dogmen entkernte rationale Bild des verbürgerlichten Luthers wird bald deutsch-national, später gar rassistisch aufgeladen. Das ist aber ein neues Kapitel.

 

 


 

1  Scribner 1994Warnke 1984Kolb 1999, S. 17–37; Pohlig 2007, S. 101 f.; Kaufmann 2013. Zum dritten Elias siehe v. a. Gussmann 1930Bornkamm 1970, S. 13; Oberman 1997, S. 341; Sommer 1997, S. 120. Nach Mal 3,23 werde Gott vor dem Jüngsten Gericht einen Propheten Elias schicken. Johannes der Täufer war von Jesus als zweiter Elias bezeichnet worden (Mt 11,12–14).

2  Scribner 1986aLöcher 1995.

3  Sommer 1997.

4  Löcher 1995, S. 325.

5  Cochlaeus 1525.

6  Eine Flugschrift aus den frühen 1520er Jahren, die ihn als Ausformung Christi stilisierte, kritisiert Luther selbst scharf. Vgl. Schilling 1989, S. 151–174.

7  WA 6, S. 183f. u. WA 1, S. 574.

8  Koch 1986Kolb 1999, S. 155–223.

9  WA 15, S. 32, Z. 7. Vgl. Dörries 1961, S. 100.

10  CR 23, S. 585–642. Vgl. Pohlig 2007, S. 295f.

11  CR 28, S. 381 f.; CR 23, S. 599. Melanchthon spricht von einer „quasi continuata series […] doctorum“. CR 24, S. 308. Vgl. Scheible 1996, S. 104.

12  Vgl. Bräuer 1996, S. 223f.; Pohlig 2007, S. 296f.

13  WA 30 III, S. 387; WA 7, S. 431 u. 612; WA 2, S. 404; WA 6, S. 454; WA 18, S. 651; WA 44, S. 744.

14  Vgl. Pohlig 2007, S. 126f., der nicht richtig liegt, wenn er von einem seltenen Zusammenhang spricht. Siehe auch Weiss 1985.

15  Predigt vom 22.2.1546. Vgl. Eckart 1917, S. 7; Pohlig 2007, S. 108.

16  Predigt vom 19.2.1546. Vgl. Eckart 1917, S. 14; Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 11 f.

17  Maior 1550, Bl. D3 v–F7 v. Vgl. Pohlig 2007, S. 299.

18  Das Newe Testament D. Mart. Luth., Wittenberg: Hans Lufft 1540, Bl. 413 r. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: 2 Ms.App.25. Vgl. Leppin 2014a, S. 86f. u. 95. Zur Diskussion über den Thesenanschlag Treu 2007 und Leppin 2007.

19  Siehe dazu Schorn-Schütte 2005Dingel/Wartenberg 2006Dingel 2010.

20  Mathesius 1566. Vgl. Volz 1930Pohlig 2007, S. 110–112.

21  Vgl. Leppin 2014a, S. 92.

22  Daher entsteht bei Pohlig 2007, S. 111 eine Diskrepanz: Obwohl Mathesius in der Vorrede Luther als Propheten bezeichnet habe, sei er doch nicht als solcher verstanden worden, „weil er nicht in direkter visueller und oraler Kommunikation mit Gott gestanden habe“. Vgl. hierzu Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 26f.

23  Es sind insgesamt zehn Predigten, die schon im Titel die Richtung vorgeben. Bspw.: „Von dem Heiligen Mann Gottes“, „Von dem Apostelampt“, „Von dem werden Gottes Lehrer“, „Von dem thewren Bekenner Gottes“. Vgl. Böttcher 2000Pohlig 2007, S. 113ff.

24  Zur Ankunft Luthers in Worms siehe Spalatin 1521, Bl. A1 v: „Im iar nach Christi geburt fünffzehenhundert vnd ainundzwaintzig/ vff Dinstag nach Misericordia domini kurtz vor zehen vr/ vmb den mittag ist Doctor Martinus Luther Augustiner hieher gen Wormbs in kaiserlichem glait komen“.

25  Ebd., Bl. A1 v: „Aber der guet Pater ist komen/ vnd hat sich so cristlich erzaigt/ das man vermerckt das er vff erden nichts gefoercht/ sunder ehe hundert helße lyb vnd leben daran gewagt/ ehe er ain buochstaben on vnderwysung/ vß dem goetlichen wort widerruffen het.“

26  Scheurl 1872, S. 175f.

27  Ebd., S. 111–113.

28  Zu seiner Vita vgl. Ledderhose 1854Scherffig 1909Delius 1956.

29  Myconius 1728.

30  Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 339 enthält auf Bl. 2–47 die schlicht Chronica betitelte Geschichte von Myconius’ Hand. Diese Handschrift bildet die Grundlage für die späteren Editionen von Ernst Salomon Cyprian (1715) und Otto Clemen (Myconius 1914). Chart. B 153, Bl. 1 r–29 v ist aufgrund vieler Textübernahmen, die noch nicht ins Deutsche übersetzt sind, als eine Frühfassung anzusehen, niedergeschrieben von anderer Hand. Chart. A 1932, Bl. 449b – g beinhaltet zeitgenössische lokalgeschichtliche Auszüge in anderer Abfolge mit Einsprengseln anderen Ursprungs. Chart. B 211, Bl. 259–282 ist eine Kopie aus dem 18. Jahrhundert.

31  Myconius 1914, S. 5.

32  Vgl. Luthers Erinnerung an die Ablassthesen 1527 in WA BR 4, S. 275, Z. 25–27 (Nr. 1164). Tatsächlich nahm in den Reichsstädten die Intensität der Ablassspenden schon vor Luthers Ablassthesen ab. Vgl. Winterhager 1999. Es ist jedoch eher von einer Verlagerung der Spenden- und Stiftungsaktivitäten auszugehen. Vgl. Mandry 2013Sladeczek 2013.

33  Myconius 1914, S. 21 f. Vgl. Volz 1959, S. 23 u. 25f.; Leppin 2014a, S. 91.

34  Myconius 1914, S. 34.

35  Ebd., S. 23f.

36  Schirmer 2013, S. 1–4; Bünger/Wentz 1941, S. 443f. u. 457f.

37  Vermutlich sind Karlstadts Apologeticae conclusiones von 1518 gemeint, mit denen dieser nicht unbedingt, wie Myconius schreibt, für Luther in die Bresche sprang. Stattdessen waren diese Thesen eine Antwort im Namen der Theologischen Fakultät Wittenberg auf den Angriff Ecks.

38  Myconius 1914, S. 40–60.

39  Ebd., S. 29. Siehe auch Anm. 6.

40  Myconius 1914, S. 36 ff. Mit Bezug auf Offb 1,9 bezeichnete Luther sein Wartburgexil als Patmos. Siehe WA 8, S. 44, Z. 2 u. S. 140, Z. 6.

41  Myconius 1914, S. 35. Vgl. Roper 2016, S. 180f.

42  Spalatin 1541, Bl. Q3 v: „Hat den Stifft allerheiligen/ zu Wittemberg/ vonm grund auff/ widderumb erbawet/ Vnd mit Kleinoten vnd personen mercklich gemehret“.

43  Ebd.

44  Erstmals gedruckt: Cyprian 1718.

45  Gehrt 2014, S. 127, beruhend auf Assmann 2006, S. 343–347.

46  Gehrt 2014, S. 129.

47  Cyprian 1718, S. 33, zit. n. Gehrt 2014, S. 131.

48  Gehrt 2014, S. 132.

49  Barnes 1536. Vgl. Pohlig 2007, S. 289f.

50  WA 50, S. 592f.; Hedio 1545. Vgl. Pohlig 2007, S. 284. Zum Folgenden siehe ebd., S. 285–288.

51  Hedio 1546. Vgl. Pohlig 2007, S. 290–293.

52  Hedio 1546, Bl. 268 v.

53  Wolgast 1993, S. 43; Pohlig 2007, S. 293.

54  Rabus 1554–1558. Vgl. Pohlig 2007, S. 348–361.

55  Vgl. Kelley 1972, S. 1325.

56  Pantaleon 1567–1570. Vgl. Pohlig 2007, S. 261–268.

57  Eine ähnliche Herangehensweise findet sich in der Saxonia des David Chytraeus. Siehe dazu weiter unten S. 58.

58  Pantaleon 1567–1570, Tl. 3, S. 55–60.

59  Ebd., S. 42.

60  Ebd., S. 85–94.

61  Ebd., S. 93.

62  Eber 1550. Vgl. Pohlig 2007, S. 421–425.

63  Pohlig 2007, S. 428f.

64  Goldwurm 1564, S. 297–300. Vgl. Pohlig 2007, S. 440–451.

65  Goldwurm 1554, Bl. 79 r.

66  Vgl. Pohlig 2007, S. 158f.

67  Vgl. auch die erste lateinische Übersetzung durch Hermann Bonnus: Bonnus 1537, Bl. 296 v. Zur Carionschronik vgl. Menke-Glückert 1912, S. 21–63; Münch 1925Prietz 2014.

68  Melanchthon 1558–1560. Sie ist nicht, wie Pohlig 2007, S. 176 angibt, einfach „Übersetzung und Erweiterung der Chronik seines Schülers Johannes Carion“.

69  Vgl. hierzu Pohlig 2007, S. 178–188; Bauer 1997, S. 224.

70  Peucer 1566, Bl. 329 r–330 v.

71  Ebd., Bl. 330 v–335 v.

72  Sleidan 1555. Vgl. Menke-Glückert 1912, S. 64; Vogelstein 1986Pohlig 2007, S. 161–170.

73  Ehmer 1988, S. 244.

74  Vgl. Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 37f.

75  Ebd., Bd. 2, S. 38f.

76  Sleidan 1564. Vgl. Pohlig 2007, S. 170–175.

77  Sleidan 1564, S. 246f. In diesem Zusammenhang wird auch die Verbrennung von Jan Hus erwähnt.

78  Flacius/Judex/Wigand 1559, S. 10. Vgl. Bollbuck 2014, S. 481f.

79  Flacius/Judex/Wigand 1559, Bl. aa3 v: „ac tempora quidem Germanici prophetae Martini Lutheri, cuius voce ac ministerio lux Evangelii quasi e tenebris Aegyptiacis revocata est, propemodum Apostolorum aetati respondent. Nunc vero ipso sublato, quasi alteram Evangelii aetatem ingressi sumus, ubi plures phanatismi incipiunt pullulare“.

80  Der Hus-Artikel in: Flacius 1556, S. 849–852. Vgl. Pohlig 2007, S. 316.

81  Vgl. hierzu Posset 2015, S. 25–105.

82  Ebd., S. 33f.

83  Bernard 1526. Vgl. Backus 2003, S. 382–385.

84  Cochlaeus 1529. Vgl. Bäumer 1980, S. 32f.; Michel 2013, S. 126; Warnke 1984, S. 51 f.

85  Erstmals erschienen: Cochlaeus 1549. Später als: Historia Martini Lutheri.

86  Vgl. hierzu auch Bäumer 1980, S. 108–114.

87  Franck 1531. Vgl. hierzu Pohlig 2007, S. 225.

88  Franck 1531, Bl. 473 v.

89  Ebd., Bl. 84 r.

90  Luther beklagt, dass Franck in jeder Lehre nur die Fehler sucht und den Geist über die Schrift stellt, und bezeichnet ihn daher als „lesterlichmaul“, „Schwermer“, „Sacramentschender“, schließlich gar als „Ars[ch]hummel“. WA 54, S. 171–175.

91  Vgl. Pohlig 2007, S. 115f.

92  Vgl. Wolgast 1993, S. 42 sowie die Kritik in Pohlig 2007, S. 116.

93  Dresser 1598.

94  Vgl. hierzu Brendecke 1999, S. 93f.

95  Pohlig 2007, S. 117–120.

96  Ebd., S. 118f.; Leppin 2014a, S. 96.

97  Glocker 1586, Bl. B5 v–B6 r. Vgl. Leppin 2014, S. 95.

98  Mylius 1592, Bl. A3 rv. Vgl. Pohlig 2010Leppin 2014a, S. 95.

99  Zeeden 1950–1952, S. 67f.

100  Clauderus 1617. Vgl. Pohlig 2007, S. 130.

101  Osiander 1592–1604.

102  Chytraeus 1593, S. 55f. u. 84f.

103  Ebd., S. 149f.

104  Ebd., S. 551.

105  Ebd., S. 223f.

106  Ebd., S. 472.

107  Chytraeus 1576, Bl. 3 r.

108  Glocker 1586, Bl. B1 v. Vgl. Pohlig 2007, S. 103.

109  Glocker 1586, Bl. B7 r–D1 r. Vgl. Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 63–66.

110  Selnecker 1576. Vgl. die Textzusammenstellung bei Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 57–60.

111  Selnecker 1576, Bl. 91 r.

112  Hoё von Hoёnegg 1610, 4. und 5. Predigt, S. 74. Zu Luthers Wunderwirken siehe ebd., S. 118. Vgl. Pohlig 2007, S. 104.

113  Tarnovius 1618, Bl. A2 v. Vgl. Pohlig 2007, S. 104f.

114  Pohlig 2007, S. 104.

115  Willich 1641, Tl. 1, Bl. D1 rv, zit. n. Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 99.

116  Willich 1641, Tl. 2, Bl. a2 rv, zit. n. Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 105.

117  Pohlig 2007, S. 485f.

118  Willich 1641, Tl. 1, Bl. b3 v, zit. n. Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 103.

119  Willich 1641, Tl. 1, Bl. b3 v–b4 r, zit. n. Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 103. Zu Luther als Wundermann siehe Scribner 1986a, S. 47 – 53. Noch 1753 berichtet Johann Kamprad in seiner Leisnigker chronica von einem wunderlichen Abbild der Büste Luthers, vertieft in die Lektüre des Kleinen Katechismus, auf den Wänden der alten Dresdner Schlosskirche.

120  Willich 1641, Tl. 1, Bl. b4 r, zit. n. Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 104.

121  Expressis verbis findet sie sich in einer Aussage der reformierten Partei im Berliner Religionsgespräch vom 16.1.1663: „Von Luther halten wir, wie von andern Menschen, daß er in sich Fleisch und Geist gehabt […] Wenn der Geist in ihm die Oberhand hatte: so hat er heroicis motus erwiesen. Wenn aber das Fleisch obsieget hat: so hat er gräuliche Paradoxa ausgestoßen“. Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 130.

122  Saubert 1632. Vgl. Bornkamm 1970, S. 14.

123  Gerhard 1617, Bl. C2 r, zit. n. Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 71 f.

124  Vgl. Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 74.

125  Ebd., Bd. 2, S. 75–79.

126  Vgl. Pohlig 2007, S. 190–196.

127  Dresser 1598–1606, Tl. 3, S. 443–446. (im Zusammenhang mit den Gravamina des Nürnberger Reichstages 1523).

128  Pohlig 2007, S. 200–205.

129  Dresser 1593. Vgl. Pohlig 2007, S. 458.

130  Dresser 1593, S. 237–248.

131  Ebd., S. 241.

132  Ebd., S. 245f.

133  Vgl. Blaschke 1986Koch 1986aCrusius 2008Ludwig 2009Ludwig 2011.

134  Prateolus 1569. Vgl. Backus 2003, S. 385–390.

135  Lindanus 1565, p. II, c. 5, S. 188f. Vgl. Backus 2003, S. 389.

136  Canisius 1600, S. 24f. Vgl. Benz 2003, S. 106.

137  Serarius 1604, S. 4f. Vgl. Benz 2003, S. 131.

138  Spanheim 1701–1703, Tl. 2, Sp. 1525f. Vgl. Zeeden 1950–1952, S. 131ff.

139  Spanheim 1701–1703, Tl. 2, Sp. 174f. u. 184f. Vgl. Zeeden 1950–1952, S. 133 ff.

140  Vgl. Strauch 2005, S. 5–9; Quantin 1998.

141  Maimbourg 1680, Bd. 1, S. 27.

142  Ebd., S. 11 f. u. 14. Vgl. Strauch 2005, S. 8.

143  Maimbourg 1680, S. 9.

144  Ebd., S. 11– 21.

145  Seckendorff 1694, Tl. 1, Bl. d r. Siehe Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 144f.

146  Seckendorff 1694, Tl. 3, S. 643. Siehe Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 158f.

147  Seckendorff 1694, Tl. 3, S. 641ff. Siehe Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 154f.

148  Seckendorff 1694, Tl. 2, S. 106. Siehe Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 153f.

149  Seckendorff 1694, Tl. 3, S. 695. Siehe Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 162f.

150  Vgl. Spener 1700–1702, Tl. 3, S. 712 ff. Siehe Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 186–191.

151  Zum Folgenden vgl. Moeller 1994, S. 736–749.

152  Arnold 1699a, Bl. A6 r.

153  Moeller 1994, S. 50.

154  Ebd., S. 58f., mit Bezug auf einen Brief des Urbanus Rhegius vom 4.1.1522.

155  Moeller 1994, S. 61.

156  Ebd.

157  Ebd., S. 64.

158  Ebd., S. 69.

159  Ebd., S. 74.

160  Ebd., S. 82f. Arnold erregt sich über den heuchelnden Melanchthon, der in der Leichenrede Luthers Härte entschuldigte, ihn in Privatbriefen aber nur den Perikles nannte.

161  Ebd., S. 83.

162  Ebd., S. 84.

163  Vgl. Bornkamm 1970, S. 15.

164  Moeller 1994, S. 80.

165  Ebd., S. 75. Luthers Geburtshaus in Eisleben brannte 1689 nieder, doch blieb das erste Geschoss, wo das Geburtszimmer lag, fast vollständig erhalten, und in der Asche wurde angeblich ein unversehrtes Lutherbildnis gefunden. Vgl. Scribner 1986a, S. 38. Für Arnold ist der Brand ein Gegenzeichen gegen die Berichte von den unbrennbaren Lutherbildnissen und ‑büchern, die sich schon seit den 1520er Jahren verbreitet hatten. Ebd., S. 38–53.

166  Moeller 1994, S. 76.

167  Vgl. Bornkamm 1970, S. 16.

168  Vgl. Schneider 1997, S. 149f. Der Schaffhausener Ausgabe der Ketzer- und Kirchenhistorie Arnolds von 1742 sind allein von Ernst Salomo Cyprian folgende Gegenreden angefügt: „Allgemeine Anmerckungen über Gottfried Arnolds Kirchen- und Ketzerhistorie“ (S. 66–95); „Fernere Anmerckungen von Arnolds Partheylichkeit und Verfälschung der Scribenten“ (S. 95–104); „Fernere Proben von Gotfried Arnolds Partheylichkeit“ (S. 104–118); „Urtheil von Arnolds Religion“ (S. 118–125); „Antwort auf Arnolds sogenannte Erklärung vom gemeinen Sectenwesen, Kirchen- und Abendmahlgehen“ (S. 125–143).

169  Löscher 1720. Vgl. Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 230–237.

170  Zu Valentin Ernst Löscher siehe Greschat 1971.

171  Löscher 1723–1724. Siehe Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 243–250.

172  Cyprian 1736. Siehe Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 241ff.

173  Walch 1750. Vgl. Zeeden 1950–1952, Bd. 2, S. 251–268.

174  Mosheim 1755, S. 3. Vgl. Schneider 1997, S. 148; Heussi 1903, S. 24f., 34f., 42, 48f.

175  Schneider 1997, S. 149f.

176  Ebd., S. 188.

177  Mosheim übernahm die Epochenschwellen von Johannes Micraelius (Historia ecclesiastica, Leipzig 1699) und Christoph Matthias Pfaff (Institutiones historiae ecclesiasticae, Tübingen 1727). Vgl. Neumann 1997, S. 123.

178  Mosheim 1755, S. 571 f. Vgl. Meijering 1997, S. 271.

179  Mosheim 1755, S. 647.

180  Bornkamm 1970, S. 16f.

181  Ammon 1823–1829, Bd. 1, S. 77.

182  Lüdke 1774, S. 204.

183  Zum Folgenden vgl. Moeller 1994, S. 783–787; Hess 1974Hornig 1961Wallmann 1980.

184  Über Semlers kompliziert-ungelenken Stil äußerte sich Hirsch 1949–1954, Bd. 4, S. 50 folgendermaßen: „Das oft elende, stets undurchsichtige, umständliche Deutsch, das Semler schreibt, <ist> wohl das schlechteste, das je ein Deutscher von geistigem Rang geschrieben hat.“

185  Vgl. Moeller 1994, S. 212f.

186  Damit wandte sich Semler gegen Bossuet, der in seiner Histoire des variations des eglises protestants (1747) die Verdienste der Reformation damit vermindern wollte, dass er auf die Reformen der Kirchendisziplin und des Klerus seit Bernhard von Clairvaux hinwies.

187  Moeller 1994, S. 214.

188  Ebd., S. 220f.

189  Ebd., S. 218f.

190  Bornkamm 1970, S. 19.

191  Schmidt 1778–1830, Tl. 6, S. 309.

192  Im Brief an den Herrn P. betr. Fall Lemnius von 1753. Vgl. Bornkamm 1970, S. 200.

193  Aus dem Anti-Goeze von 1778. Vgl. Bornkamm 1970, S. 202.

194  Herder 1877, S. 372. Vgl. Bornkamm 1970, S. 205. Herder lobte in ebensolchen höchsten Tönen den Lieddichter Luther: Herder 1891, S. 199 ff. Vgl. Bornkamm 1970, S. 206.

195  Herder 1891a, S. 581. Vgl. Bornkamm 1970, S. 206f.

 

 

Zitierempfehlung: Harald Bollbuck: Martin Luther in der Geschichtsschreibung zwischen Reformation und Aufklärung. In: Luthermania – Ansichten einer Kultfigur. Virtuelle Ausstellung der Herzog August Bibliothek im Rahmen des Forschungsverbundes Marbach Weimar Wolfenbüttel 2017. Format: text/html. Online: http://www.luthermania.de/exhibits/show/harald-bollbuck-martin-luther-in-der-geschichtsschreibung [Stand: Zugriffsdatum].