Die Cranach-Werkstatt, Vater Lucas d. Ä. und seine Söhne, haben im Laufe von Luthers Karriere jeweils ,passende‘ Porträts des Reformators für dessen unterschiedliche Karrierephasen geschaffen und diese in zahlreichen Kopien verbreitet. Für diese enorme Produktivität in Serie, die die ‚Marke Luther’ stilsicher vervielfältigen musste, wurden Hilfsmittel benutzt. So haben sich Lochpausen wie die hier ausgestellte aus der Graphischen Sammlung Weimar erhalten.
Umrisse und Schraffuren konnten mittels Abklatschzeichnungen von einer Vorlage abgenommen und durch Perforierung mit einer Nadel zur Übertragung auf einen weiteren Bildträger genutzt werden. Aufgrund des Wasserzeichens ist nachweisbar, dass die vorliegende Schablone wohl erst nach 1670/80 entstanden ist, sie stammt somit nicht aus dem direkten Umfeld des Wittenberger Meisters. Noch mehrere Jahrzehnte nach dem Ende der Cranach-Werkstatt wurden Lutherporträts offenbar unter Verwendung technischer Reproduktionsverfahren nach deren Vorlagen kopiert, um die weiter bestehende Nachfrage nach ‚authentischen‘ Bildnissen des Reformators zu stillen.