Sektion: Luther, die Marke
Der tiefere Sinn der Marke
Der Nürnberger Kupferstecher und Kunstverleger Johann Philipp Walch (1617–1631) fertigte 1617 die Platte, die Luther mit seinem Markenzeichen und Schutzsiegel, der Lutherrose in der Hand zeigt, auf die der Reformator bestimmend weist. Das markante Brustbild ist von seitlichen Baumstämmen mit aus einem Seitenast wachsendem Akanthusranken gerahmt. Die dreizeilige Suprascriptio nennt die Vorlage nach Lucas Cranach und den Anlass: das Jubeljahr 1617. Unter der Brüstung findet sich der Text eines Briefes an Lazarus Spengler, dem Luther 1530 sein Schutzsiegel ausführlich beschreibt und es zugleich theologisch deutet:
"[...] Als in ein Merckzeichen meiner Theologiae. Das erst solt ein Creutz sein, | schwartz, im Hertzen, das seine natürliche farbe hat, damit ich mir selbst erinnerung gebe, das der | Glaub an den gecreutzigten uns seelig machet, denn so man von Hertzen glaubt wird man gere[c]ht, Obs nun | wol ein schwartz Creutz ist, mortificirt, u: soll auch wehe thun, noch läst es das Hertz in seiner Farb, verderbt | die Natur nicht, daß ist: es tödet nicht, sondern behelt lebendig. Iustus enim Viuet, sed fide crucifixi. Solch | Hertz aber soll mitten in einer weißen Rose stehn, Anzuzeigen, das der Glaube, Freude, Trost u: Friede | gibt und [kurtz] in eine weiße fröliche Rosen setz[t], nicht wie die Welt Frid u: Freude gibt, darumb soll die Rose | weiß u: nicht rot sein, denn weiße Farb ist der Geister u: Engel Farbe, solche Rose steht im Himelfarben feld, das | solche Freud im Geist u: Glauben ein Anfang ist der Himlischen Freude zukünfftig, jetz wol drinnen begriffen, u: | durch Hoffnung gefast, aber noch nicht offenbar, [und] in solch Feld ein gulden Ring, das solch Seeligkeit im Himel ewig | ist weret u: kein Ende hat, u: auch köstlich über alle Freude [und Güter], wie das Gold das [höchst,] edelst[, köstlichst] Ertz ist. Christus unser lieber Herr sey mit | eurem Geist biß in Jenes Leben. Ex eremo Grubok [= Koburg] 8 Iulij 1530.“
"[...] Als in ein Merckzeichen meiner Theologiae. Das erst solt ein Creutz sein, | schwartz, im Hertzen, das seine natürliche farbe hat, damit ich mir selbst erinnerung gebe, das der | Glaub an den gecreutzigten uns seelig machet, denn so man von Hertzen glaubt wird man gere[c]ht, Obs nun | wol ein schwartz Creutz ist, mortificirt, u: soll auch wehe thun, noch läst es das Hertz in seiner Farb, verderbt | die Natur nicht, daß ist: es tödet nicht, sondern behelt lebendig. Iustus enim Viuet, sed fide crucifixi. Solch | Hertz aber soll mitten in einer weißen Rose stehn, Anzuzeigen, das der Glaube, Freude, Trost u: Friede | gibt und [kurtz] in eine weiße fröliche Rosen setz[t], nicht wie die Welt Frid u: Freude gibt, darumb soll die Rose | weiß u: nicht rot sein, denn weiße Farb ist der Geister u: Engel Farbe, solche Rose steht im Himelfarben feld, das | solche Freud im Geist u: Glauben ein Anfang ist der Himlischen Freude zukünfftig, jetz wol drinnen begriffen, u: | durch Hoffnung gefast, aber noch nicht offenbar, [und] in solch Feld ein gulden Ring, das solch Seeligkeit im Himel ewig | ist weret u: kein Ende hat, u: auch köstlich über alle Freude [und Güter], wie das Gold das [höchst,] edelst[, köstlichst] Ertz ist. Christus unser lieber Herr sey mit | eurem Geist biß in Jenes Leben. Ex eremo Grubok [= Koburg] 8 Iulij 1530.“
Waarhaffte Contrafactur D. Martini Lutheri
Nürnberg, 1617
Druckgrafik, Kupferstich
Ill.: 28,3 x 20,1 cm
Brustbild des Reformators, der die Lutherrose auf einem Wappenschild präsentiert. Der beigegebene Abdruck eines Briefs an Lazarus Spengler von 1530 erklärt das Zeichen
Kontext
Drucker: Johann Philipp Walch
Weitere beteiligte Personen: Martin Luther, Lazarus Spengler, Lucas Cranach d. Ä.
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Signatur: Portr. II 3316b
Bibliografischer Nachweis: Drugulin: Nr. 12696
Singer: Nr. 57953
Diepenbroick: Nr. 15774
Singer: Nr. 57953
Diepenbroick: Nr. 15774