Es gibt eine ganze Reihe von Esslöffeln, die mit Luther in Verbindung gebracht werden. Die hier präsentierte, mit einigen Gravuren versehene „Rarität von Luthero“ besteht aus Feinsilber und wurde in der wolfenbüttel-braunschweigischen fürstlichen Hofsammlung verwahrt. Esslöffel übernahmen in der Frühen Neuzeit verschiedene Funktionen. So bot sich dieses Utensil z.B. an, die häusliche Ökonomie und die damit verbundenen Normen zu repräsentieren. Entsprechend fanden sie schon früh als Paten- oder Hochzeitsgeschenke Verwendung. Löffel wurden im Gegensatz zu Messern als Zeichen für Friedfertigkeit bzw. Wehrunfähigkeit gedeutet. Der Löffel konnte so ein Ding der Reformation werden.
Bei dem Wolfenbütteler Stück war es das Inschriftenprogramm, mit dem die Auffassung begründet wurde, es handele sich bei diesem Löffel um ein Objekt aus dem Umfeld
Luthers: Den entscheidenden Bezug zum Reformator stellten die Initialen „M. L.“ her. Ansonsten trägt der Löffel die Gravur „V. D. M. | I. Æ. A“, was aufgelöst werden kann in „Verbum Domini Manet | In Aeternum Amen“ (das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit, Amen). Dieser Vers war zunächst die Devise Friedrichs des Weisen (1463–1525), fand dann Verbreitung unter anderen Anhängern der Reformation und galt später als typisch reformatorisch.