Das Blatt, das im Vorfeld der ersten Zentenarfeier der Reformation entstand, zitiert in Text und Bild autoritative Vorgaben des 16. Jahrhunderts, die der Memoria Luthers dienten.
Der Holzschnitt zeigt die leicht untersetzte und kräftige, etwas zur Fülligkeit neigende Gestalt des Reformators in seinem weiten Predigertalar. Der ernste, konzentrierte Blick, der feste Stand und die vor dem Körper zusammengeführten Arme, deren Konturen gemeinsam mit der Schulterlinie einen leicht abgeflachten geschlossenen Kreis ergeben, vermitteln den Eindruck einer entschlossenen, in sich ruhenden Persönlichkeit. Die Bildkomposition, welche die Hände Luthers und das von ihnen gehaltene Buch, wohl die Bibel, in den Schnittpunkt mehrerer Linien rückt, betont das göttliche Wort als Grundlage des lutherischen Glaubens (Sola-Scriptura-Prinzip).