Luther schreibt deutsch. Das Bekenntnis zur Muttersprachlichkeit führt zu einer der bedeutendsten Übersetzungsleistungen des 16. Jahrhunderts. Luthers Hinwendung zur deutschen Sprache wurde in nachfolgenden Jahrhunderten aber auch zu einer Inanspruchnahme für Deutschtum und Nationalismus missbraucht. Luther gerät als Stellvertreterfigur in den Strudel von Wertevorstellungen, die vom deutschen Heldentum bis zum guten deutschen Hausvater reichen.
Luther wurde schon zu Lebzeiten in Bild und Schrift zum Heiligen (v)erklärt. Und das trotz seiner eigenen scharfen Kritik an der Heiligenverehrung. Zahlreiche Quellen belegen, wie der ehemalige Augustinermönch zum Propheten stilisiert wird, einen Heiligenschein erhält und auch seine Besitztümer als Reliquien verehrt werden.
Luther und Luzifer? Das scheint in den Augen gegenreformatorischer Hetze nicht weit voneinander entfernt. Luthers Gegner sehen ihn als Verbündeten, ja sogar als Kind des Teufels. Dies diente zur scharfen und strikten Abgrenzung und zugleich zur Stärkung der eigenen Konfession. Die Diffamierung der protestantischen Lehren bindet sich dabei eng an die Person Luthers, die durch solche Vereinnahmungen immer wieder ins Zentrum interkonfessioneller Spannungen gerückt wird.
Die Lutherrose ist mehr als nur ein Schutzzeichen, das Luther seinen Werken zur Kennzeichnung seiner Urheberschaft beigab. Sie avancierte zu einem Markenzeichen der protestantischen Bewegung. In gleicher Weise wurde Luther als Person Objekt frühneuzeitlicher Vermarktung. Die vielfach verbreiteten Porträts der Cranach-Werkstatt machten ihn zu einer unverwechselbaren Ikone der Reformation.